210 Von Gottes- und Menschenrechten. sein, von jeder anderen Nation aus gesehen. Zieht man aber die alte römisch-deutsche Kulturmission in Betracht, so wird das Programm ganz verständlich. •x- Derselbe Chauvinismus wie in den oberen Klassen zeigt sich auch in den Anfängen der deutschen Sozialdemokratie. Lassalle, ihr Begründer, ist Monarchist und träumt davon, daß deutsche Arbeiterarmeen am Bosporus stehen werden. Konfessionell läßt er schon Franz von Sickingen ,ein — evangelisch Haupt als Kaiser an der Spitze des großen Reichs' sich wünschen. * X. Der providentielle Charakter der Deutschen rührt aus ihrer früheren Vorzugsstellung im Gottesreiche her. Rein politisch be trachtet, sind in den Rassenkämpfen der Union und im England Pitts, im revolutionären Frankreich und im neuesten Rußland unendlich viel wichtigere Dinge geschehen als im Deutschland Bismarcks. Gleichwohl sind von der Ausnahmestellung Deutsch lands alle Nationen überzeugt, und merkwürdigerweise sogar die Protestanten, die doch den Universalismus des heiligen römischen Reiches zerschlagen haben. Wenn dieser Glaube, diese Zuver sicht einen Sinn haben sollen, kann dieser Sinn nur darin liegen, daß Deutschland noch immer die Möglichkeit birgt, früher oder später zu seiner ursprünglich vorgesehenen Stellung zurück zukehren. Wachen die Protestanten, als die derzeitigen Hüter des nationalen Prestiges, so eifersüchtig über einer, doch gerade in ihren Augen überlebten Staatsmetaphysik, so ahnen sie darin eine höhere Bestimmung und man muß ihnen Dank wissen; auch wenn man sich hüten mag, es ihnen einzugestehen, ehe die Ablösung ihrer Prinzipien ins Werk gesetzt und gesichert ist.