3. Inzwischen ist mein Buch „Zur Kritik der deutschen Intelli- Bern, genz“ erschienen. Ungefähr am Tage der Ermordung Liebknechts kam es heraus. Das erste Exemplar brachte ich Emmy zu ihrem Geburtstag ins Krankenhaus, wo sie an einer schweren Lungen entzündung niederlag. Sie hatte hohes Fieber, erkannte mich kaum, streichelte aber über das Buch, das ich ihr brachte und lächelte auf eine schmerzliche Weise, als ob sie für immer Ab schied nähme. Es war wenige Tage vor der Krisis. Der Arzt wollte mir kaum erlauben, daß ich für einige Minuten das Zimmer betrat. * Sehr bedauere ich, daß ich über der literarischen Arbeit ver säumte, die aktuellen Ereignisse sorglicher zu notieren. Ich kann überm Produzieren nur schwer etwas anderes tun. Auch war * es geboten, vorsichtig mit Aufzeichnungen zu sein, die manchen diesseits und jenseits der Grenze Lebenden hätten gefährden können. War es in jenen Tagen doch keineswegs unerhört, daß man sogar auf Schweizer Boden in Privathäuser eindrang, Schriftstücke stahl, beschlagnahmte oder photographierte. Der Schriftleiter der F. Z. versicherte mir einmal allen Ernstes, daß er in seinem Redaktionszimmer eines Morgens einen ganzen Becher voll fremder Zigarrenasche vorfand, von einer gegneri schen Nachtsitzung herrührend. Ein andermal wurde ihm von der Berner Polizei eine Anzahl von Photos vorgelegt, welche die inneren Geschäftsräume, Aktenmappen, Schriftstücke und der-