244 Von Gottes- und Menschenrechten. Was wäre die Kritik an der Nation anders als ein fortgesetzter Akt der schnödesten Nörgelei, wenn man nicht hoffte, in und mit der Nation zu immer größerer Selbstkenntnis, Verantwortung und Freiheit zu gelangen? Was könnte einem daran gelegen sein, gerade der eigenen Nation immer wieder eine von ihrer Eigenliebe bestrittene Schuld und Verpflichtung zuzuerkennen, wenn man nicht hoffte, mit solchem Mittel zu echterer Bindung und freierem Selbstgefühl zu gelangen? * 24. V. Zweimal bin ich inzwischen in Deutschland gewesen, anfangs März und anfangs Mai, und zwar in München, Berlin, Frankfurt und Mannheim. In Berlin fand ich freundlichste Aufnahme bei Witting und Persius, Gerlach und Strobel. Auch mit Elisabeth Rotten war ich öfters zusammen. In Frankfurt hörte ich einen Vortrag Beerfeldes; in Mannheim sprach ich selbst, auf Einladung Lederers, über „Siebzig Dokumente“. Auch von alten Bekannten sah ich einige wieder. Ich schneite da eines abends (incognito, so glaubte ich) in eine Dada-Veranstaltung hinein und mußte mit in die Wohnung des Dr. Lubasch kommen, wo es recht bunt zu ging: es tanzten ungefähr zwanzig Paare zu Grammophonmusik. Resultat: daß die politische Aktion in der Schweiz keinen Sinn mehr hat, und daß es kindisch ist, diesem Treiben gegenüber auf Moral zu bestehen. Ich bin gründlich geheilt, von der Politik nun auch, nachdem ich den Ästhetizismus bereits früher abgelegt hatte. Es ist notwendig, noch enger und ausschließlicher auf die individuelle Basis zu rekurrieren; nur der eigenen Integrität zu leben, auf jedes korporative Wirken aber ganz zu verzichten. * Auch Landauer ist ermordet worden; was sage ich ermordet, er ist von rückwärts getroffen und dann, nachdem er zu Boden