248 Von Gottes- und Menschenrechten. wird sie, die dieses Buch geschrieben hat, über die vielen ihr ähnlichen hinausgehoben, weil das Urmenschliche in ihren von Mitleid zärtlichen Händen aufglüht wie ein roter Rubin, neben dem alles andere in graue Asche zerfällt/ Das Buch ist stilistisch ein ununterbrochenes Feilen und Nagen an Eisengittern. Es kennt keine Kapitulation und keinen Kompromiß. Es ist unerschütter lich in einer exakten Redlichkeit. • * „O Herr, mein ganzer Glaube, die ganze Sehnsucht meines Daseins ist heute eines gewaltsamen Todes gestorben..“ „Heute habe ich Dich gezeugt..“ * 11. VI. Emmy bereitet ein neues Buch vor. Die ersten sechzig Seiten sind bereits da und ich habe sie durchgelesen. Auch dieses Buch wird ein Zeichen der Zeit sein. Der Beginn, wo eine kleine Schauspielertruppe sich auflöst und in alle vier Winde auseinander stiebt; das fruchtlose Gebet im Dom, der Hunger, die Entehrung: was ist das alles, wenn nicht die Verlassenheit? Dann aber: der Himmel zerteilt sich und zärtlich gehen die Sterne auf. Ein Vogel singt im Frühreif ... es pfeift so weiß. Ein Kind geht durch die Nacht und weint... Ein Lichtfall über das Kind! Ein Lächeln über das singende Kind! Die Seele will aufstehen aus Moder und Weh ... * 17. VI. Auch ich habe mit den Studien zu einem neuen Buch begonnen. Ein Werk von Prof. Karl Seil („Die Religion unserer Klassiker“, Tübingen 1910) ist mir willkommen, weil ich empfinde, daß dies bezüglich in meiner „Kritik“ eine Lücke geblieben ist. Die Klassiker lassen von den christlichen Grunddogmen (ob jektive göttliche Wahrheit, Dreifaltigkeit, Gottheit Christi; Ver-