250 Von Gottes- und Menschenrechten. daß dieser Geheimbund die geistlichen und sittlichen Kräfte aller Individuen zu einer freien Humanität zu entwickeln, dem Natio nalismus aber und der Unterordnung aller unter den Staat ent gegen zu wirken habe. Auch Reimarus, den er herausgibt, ist in wichtigen Stücken Freimaurer. So erzählt er die alte gnostische Fabel vom Diebstahl des ,scheintoten' Christus, um die Auferstehung zu erklären. Zu Spinoza bekennt sich L. gelegentlich eines Besuches von seiten Fr. H. Jacobis. Jacobi ist einer der besten Spinoza kenner seiner Zeit und den namhaften Klassikern in dieser Kennt nis überlegen. Er versteht Spinoza sehr zutreffend als den Ver treter eines jegliche persönliche Religion vernichtenden Atheis mus und Fatalismus. ,Hen kai Pan', gesteht ihm Lessing, ,ich weiß nichts anderes.' Mit Spinoza gemeinsam hat er die Neigung zum Fatum und die Abneigung gegen einen der Natur als etwas Fremdem gegenüberstehenden Gott; die Abneigung gegen eine dualistische Auffassung, die Diesseits und Jenseits etwa getrennt halten möchte. Herder. Gilt als der Theologe der Sturm- und Drangperiode; einer Zeit also, in der aus England der Geniekult, der Kult des Originalen, Schöpferischen, die Shakespearomanie auf das Fest land herüberkam. Seine Berufung nach Schaumburg-Lippe führt ihn in eine Welt delikater Kontraste. Der Graf, der ihn berufen hat, ist eine Parallelfigur zu Friedrich II.; Inspirator der Scharn horst und Gneisenau. Die Gräfin dagegen ist strenge Pietistin. Zwischen Militär und Pietismus sucht Herder sich zu arrangieren. Als Literat tritt er für die heftigste Kritik an Kirche und Dogma, Ritus und Verfassung ein; als Aufseher (Bischof) der kleinen Grafenschaft plädiert er für ein rigoroses Staatskirchentum als Rückgrat der deutschen Volkskultur. Diese eigentümliche Spal