Von Gottes- und Menschenrechten. 255 lose, Übergewaltige, Irrationale (Walpurgisnacht). Er will das Dämonische nicht gleichsetzen mit dem Teufel, sondern hält mehr am antiken, den Heroismus und die Selbstvergötterung nicht aus schließenden Sinne des Wortes fest. Drei Dinge sind es, an denen er beim Christentum beson deren Anstoß nimmt: 1. der provisorische Charakter der Welt, den er von einer definitiven diesseitigen Auffassung abgelöst sehen möchte, 2. die Lehre von der Erbsünde mit allen ihren Konsequenzen, auch der Askese, 3. die Lehre von der einmaligen Inkarnation, die ein Alleinreich des historischen Christus zu be dingen scheint (über die Corpus Christi-Idee liegt keine Äußerung vor). Den christlichen Begriffen Schuld, Reue, Sühne gegenüber erscheint der Satz: ,Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges stets bewußt* (also das Entwick- lungs- und Entfaltungsprinzip). Jede Produktivität höchster Art*, so sagt Goethe irgendwo, ,ist dem Dämonischen verwandt, das übermächtig mit ihm tut, wie ihm beliebt und dem er sich bewußtlos hingibt, während er glaubt, er handle aus eigenem Antriebe.* In solchen Fällen sei der Mensch oftmals als ein Werkzeug einer hölieren Welt regierung (also einer dämonischen Weltregierung) zu betrachten; als ein würdig befundenes Gefäß zur Aufnahme eines göttlichen (dämonischen) Einflusses. ,Ich sage dies,* fügt er hinzu, ,indem ich erwähne, wie oft ein einziger Gedanke ganzen Jahrhunderten eine andere Gestalt gab und wie einzelne Menschen durch das, was von ihnen ausging, ihrem Zeitalter ein Gepräge aufdrückten, das noch in nachfolgenden Geschlechtern kenntlich blieb und wohltätig fortwirkte.* (In diesem Geständnis ist die vollkommene Gleichsetzung von Gott und Dämon ausgedrückt, ein Gedanke, zu dem die ganze Naturphilosophie Goethes hinneigt und worin recht eigentlich sein ,julianischer Haß gegen das Christentum* Philosophie und Wirksamkeit geworden ist.)