258 Von Gottes- und Menschenrechten. Was war, so fragt Unamuno, die Mystik des hl. Johannes v. Kreuz anders als eine chevalerie errante der Gefühle auf göttlichem Plan? Der spekulative oder meditative Quichotis- mus —: ist er nicht gleich dem praktischen eine Narrheit? Eine närrische Abart der Narrheit des Kreuzes? Die Philosophie habe im Grunde immer eine Abhorrenz vor dem Christentum gehabt;, schon der milde Marc Aurel habe das bestätigt. ... Hier stockt der Leser; denn hier wird das Christentum zur wirklichen Folie, eben weil Don Quichote ein wirklicher Narr, und ein Heide kein Kronzeuge sein kann. Die Narrheit Ides Kreuzes — hat Tertullian sie für eine wirkliche Narrheit gehal ten? Doch wohl kaum. Er ironisierte seine Gegner. Das Kreuz ist eine Realität, keine Illusion. Noch schlimmer wird dieser Kreuzes-Quichotismus, wenn Unamuno die irrationale zeitgenössische Tragikomödie als ,1a passion par la blague et le mepris* definiert. Der Quicho- tismus soll das verzweifelste Lager im Kampfe der Mittelalters gegen die Renaissance sein. Der innere Quichote, der das Be wußtsein seiner Tragikomik hat, wird als der desespere rekla miert. ,Ein Desperado, ja, wie Pizarro und Loyola? Die Ver zweiflung sei die Herrin des Unmöglichen, so lehre Salazar y Torres, und aus der Verzweiflung und aus ihr allein werde die heroische Hoffnung, die absurde, die närrische Hoffnung ge boren. Dieser ganze Gedankengang scheint mir ein enormer Irrtum. Denn er enthält im Grunde die Kapitulation gerade vor jener Welt, der wir gerne den Quichotismus ihres lächerlichen Wütens gegen Windmühlen und Mehlsäcke überlassen wollen; gegen Windmühlen und Mehlsäcke, in denen sie das Jenseits und den Dogmenwall zu treffen glaubt. Ignatius ist keineswegs ein Don Quichote gewesen; Johannes v. Kreuz, Theresa und Maria v. Agreda haben keineswegs dem Dilettantismus, dem Romantizis-