Von Gottes- und Menschenrechten. 259 mus, der Absurdität und Verzweiflung die Ehre gegeben. Es wäre eine Vermengung der realsten aller Begeisterungen mit der phantastischsten, wenn man die beiden Heldentümer (des Kreuzes und der Selbsttäuschung) einander gleichsetzen wollte. * Es gibt Menschen, die wurden mit Schlamm und Blut über- 24. VI. gossen und die Verwesung drang ihnen bis in die Seele. Wer dürfte es wagen, zu ihnen zu sprechen? Wer würde die leisen Worte finden, die zierlichsten und die zärtlichsten Worte, die noch bis zu diesen zu dringen vermöchten? Wer könnte sich ihnen als Zeichen und Fähnlein verständlich machen, daß sie das Aufhorchen noch einer Mühe für wert und den Tränensturz noch für die Folge aus einer Berührung hielten? Vielleicht wird Gott selber sie aufsuchen, tief in der Nacht; wenn nur die Diebe und tollen Verliebten noch unterwegs sind; im Traume, in einem Lächeln, in einer vagen Erinnerung. * Aus Susos Leben, von ihm selbst erzählt. Anfang Kapitel 25. VI. XVII: ,Er hatte gar eine lebendige Natur in seiner Jugend; da die begann, sich selber zu empfinden, und er merkte, daß er mit sich selbst überladen war, das war ihm bitter und schwer. Er suchte manche List und große Buße, wie er den Leib möchte untertänig machen dem Geiste. Ein hären Hemd und eine eiserne Kette trug er etwa lange, bis daß das Blut von ihm rann, so daß er es mußte ablegen. Er ließ sich heimlich ein Unterkleid machen, und in das Unterkleid Riemen; darin waren eingeschlagen andert halbhundert spitzige Nägel, die waren von Messing und scharf gefeilt, und wurden der Nägel Spitzen allzeit gegen das Fleisch gekehrt. Er machte das Kleid gar eng und vorn zusammen gereiht, darum daß es sich desto näher an den Leib fügte und 17*