260 Von Gottes- und Menschenrechten. die spitzigen Nägel in das Fleisch drängen, und machte es in der Höhe, daß es ihm bis an das Grüblein heraufging; darin schlief er des Nachts. In dem Sommer, so es heiß war und er viel müde und krank von dem Gehen war worden, oder so er ein Lektor war und er in den Arbeiten also gefangen lag und ihn das Ungeziefer also peinigte, so lag er unterweilen und schrie und griesgramte in sich selbst und wandt sich von Nöten um und um: wie ein Wurm tut, wenn man ihn mit spitzigen Nadeln sticht. Ihm war oft, als ob er in einem Ameishaufen läge vor Angst des Gewürmes, denn so er gern geschlafen hätte, oder so er entschlafen war, so sogen sie und bissen ihn widerstreit. Er sprach etwann zu dem allmächtigen Gott mit vollem Herzen: O weh, zarter Gott, welch ein Sterben dies ist! Wen die Mörder oder starken Tiere töten, der kommt bald davon: so liege ich hier unter den ungenehmen Würmern und sterbe, und kann doch nicht ersterben ..‘ * Es ist soviel und so plötzlich gestorben worden in dieser Zeit, soviel vernichtet und zerstört worden an Leben, daß in empfind samen Menschen sich wahre Leichenfelder angehäuft haben. Wir haben den Tod gegessen und getrunken in vollen Zügen. Wäre es ein so großes Wunder, wenn er von all unseren Sinnen Besitz ergriffe? Wenn er sich tief in unseren Herzen, in unserem Gewissen, in unseren Ideen, in unserer Seele ausprägte? Viel leicht ist unser Herr und Stifter nur vom vielen Tod und Töten gekreuzigt worden. So, wie die Stigmatisierten früherer und heu tiger Zeiten von den Vorstellungen des wahrhaft gekreuzigten Gottes mit inneren und äußeren Wunden an Stirne, Händen und Füßen versehen werden. Es kommt darauf an, wie sehr man die Menschen und ihre Größe geliebt hat. *