282 Die Flucht zum Grunde. Odo von Cluni ist nicht spezifisch Poet; sein Geist, sagt Remy, war zu präzis, zu sehr erfüllt von positiver Theologie; zu sehr beschäftigt mit praktischen Reformen, mit Nützlichkeiten der Moral, als daß er die feinen und überraschenden Annäherungen der Worte und Ideen erreicht hätte, die aller Poesie wesentlich sind. Fünfzehn Worte genügen ihm, um symbolisch die ganze Geschichte der hl. Magda lena zu resümieren: Post fluxae carnis scandala Fit ex lebete phiala, In vas translata gloriae De vase contumeliae. (ich muß das Emmy übersetzen.) Thomas a Kempis findet in der ,Sequenz' das geheime Prinzip, das den Stil seiner „Imitatio Christi“ und seiner anderen mystischen Traktate be herrscht. Gregor der Papst und Peter der Ehrwürdige hatten den Rat gegeben: ,Gehe den Weg der Armut, und mehr noch der geistigen als der körperlichen.' So entsteht die Sequenz aus dem Halleluja der Messe und deutet auf ,die Ohnmacht des Men schen, die Sprache Gottes und das Seufzen nach der ewigen Heimat auszudrücken'. In Chören von Kindern, die nach freier Erfindung Vokale stammelten, setzt sich das Halleluja zunächst symbolisch fort. Dann tritt dafür die Kunstform der Sequenz ein Von Petrus Damiani will ich einen Vers zitieren, den ich besonders liebe: Ego sum summi Regis filius Primus et novissimus Qui de coelis in has veni tenebras Liberare captivorum animas Passus mortem et multas injurias ...