284 Die Flucht zum Grunde. O vous, messeigneurs et mesdames, Qui contemplez ceste painture, Plaise vous prier pous les ämes De ceulx qui sont en sepulture. So schreibt er seine eigene Grabschrift. Nichts von Äonen, in denen die Spur nicht untergeht. De morte n’eschappe creature Allez, venez, apres mourez, Ceste vie c’y bien petit dure, Faictes bien et le trouverez. Dann Adam von Saint-Victor und seine vollkommene Satz-Eurythmie. Diese Eurythmie Adams mußte gefunden und ausgebildet sein, ehe Thomas von Aquin die Eucharistie singen konnte. Und nun das Wunder: Thomas von Aquin selbst. Der größte Philosoph der Kirche ist auch ihr größter Dichter. Eine Bemerkung drängt sich auf, die Gourmond sich hat ent gehen lassen: daß alle diese Dichter nach Kunst und Symbol desto höher stehen, je größere Philosophen und bedeutendere Geister sie sind. Darin liegt bei ihnen ein absolutes und zuver lässiges Gesetz: im Wort kulminieren Form, Intellekt und Per son. Nicht aber begegnet, wie bei allen Neueren, eine Zerspal tung dergestalt, daß jemand könne ein großer Dichter, aber ein unbedeutender Geist, oder ein bedeutender Philosoph aber ein kleiner und vertrockneter Mensch sein. Thomas hat das ganze Offizium des hl. Sakramentes auf Befehl Urbans IV. komponiert. Er wählte dazu die Schrift- und Väterstellen, er redigierte die ganze Partie, die neu sein sollte: Hymnen, Prosa, Gebete, einige Verse und Responsorien. So wurde er der Dichter des „Lauda, Sion“ und des „Tantum ergo“.