Die Flucht zum Grunde. 285 Solange der Staat die überlegene Autorität einer unfehlbaren 23. VII. Kirche nicht anerkennt und seine Bürger nicht nötigt, solcher Kirche anzugehören oder das Land zu verlassen, solange muß man mit einem latenten Zustand der Rebellion rechnen; denn es ist nicht einzusehen, weshalb die Gesamtheit solle gegen die geistige Autorität rebellieren dürfen, der einzelne aber nicht gegen den Generalverband der Interessen. * Die Freiheit in ihrer deutschen Formulierung: darin war ich ein mal sehr deutsch. Meinen recht unbändigen, an den letzten Beispie len geschärften Eigenwillen hat kaum jemand überboten. Er ging politisch bis zur Anarchie und künstlerisch bis zum Dadaismus, der eigentlich meine Gründung, oder besser gesagt, mein Gelächter war. Die moralische Atmosphäre der Schweiz, die ich oftmals sehr drückend empfand, diese Atmosphäre hat mir im ganzen doch gutgetan. Ich lernte die Auflösungssymptome und ihre Her kunft verstehen; ich begriff, daß die ganze, ringsum ins Nichts zerstäubende Welt als Ergänzung nach der Magie schrie; nach dem Worte als einem Siegel und letzten Kernpunkt des Lebens. Vielleicht vermag man einmal, wenn die Akten geschlossen sind, meinem Bemühen um Wesen und Widerstand einige Zustimmung nicht zu versagen. ö * Was mich an der Patristik (nach Bäumker) besonders inter- 31. VII. essiert, ist 1. ihre summarische Diskussion der antiken Philosophie, ins besondere des Platonismus. Mein Empfinden bekennt sich dabei zur Partei jener strengsten unter den Vätern, die der antiken Philosophie skeptisch, ja ablehnend gegenüberstanden. Athenagoras findet, die alten Philosophen hätten wohl die Einheit Gottes geahnt; aber dann seien sie Widersprüchen