294 Die Flucht zum Grande. XII. Wenn in der inneren und der äußeren Welt nichts mehr sicher ist, bleibt nur die Wüste. Antonius wählt, was seinem Geiste sich als die Wirklichkeit seines Jahrhunderts aufdrängt: die Rück kehr zu allen Anfängen, ,1m Anfänge schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war Wüste und leer*. Antonius macht sich zum Vertrauten der Schöpfungsgedanken. Hier beginnt sein eigentliches Leben; das Leben des Menschen, der nicht eitel geboren sein will und der den Triumph aller Höhe am eigenen Geiste, ja leiblich erfährt. Die Wüste ist nur eine Hyperbel für eine ringsum gähnende Öde, für eine furcht bare Einsamkeit. Man kann das nicht Weltflucht nennen. Sehr bewußt, sehr kühn und entschlossen dringt dieser Mann in den Gräberbereich, ja in die innerste Grabkammer selber ein. * Der wahre Glaube (sagt Welling) ist nichts anderes als die reine Strahlung unserer in das göttliche Licht gesenkten Ima gination; als ein festes Ergreifen der unsichtbaren Dinge durch eine starke Einprägung der Phantasie, durch welche Bestrah lung der Gegenstand nach seiner ganzen Substanz ergriffen und unserem Gemüte eingeleibt wird. Je mehr aber des Menschen Imagination (so fügt er hinzu) mit Eitelkeit erfüllt und ver hüllet ist, desto weniger wird dieselbe tüchtig sein, in die geist lichen Dinge zu strahlen und durch solche Einstrahlung sich in dieselben zu versenken und unzertrennlich damit zu vereinigen. * I. 21 Die fuga saeculi wird bei Nietzsche bereits aus Geschmacks gründen von Spöttern und Atheisten vollzogen. Eine noch konse quentere Fuga muß mit dem christlichen Mönchtum der ersten Zeiten Zusammentreffen. Von da aus könnte der Gegenstoß gegen eine unheilbar gewordene, ringsum besessene Welt erfolgen. Die