3 Richard Huelsenbeck Deutschland muf; untergehen! Der neunie November Die Matrosen lassen sich nicht lumpen. Jahrelange Unterdrückungen, rücksichtslosester Menschenmord, ein Nebel von Gemeinheit und Lüge, der jedes menschliche Wort im Munde erstickte, werden in einem Anlauf erledigt, und die Masse, seit langer Zeit durch die Entbehrungen aufs äußerste erschüttert, klatscht Beifall und macht Revolution. Das Ding ist zu gro|, als da& man es sogleich glauben könnte. Brüder, ist endlich die Stimme der Instinkte er wacht, habt ihr euch endlich auf euern gesunden Hafj gegen die Kerle besonnen, die Deutschland repräsentieren, gegen die „Immer feste druff“, die Reuter und Förster, die Kinder mörder Belgiens, die U-Bootskommandanien, die ihre Brigantenzüge in gefälligen Ullslein-Bänden verherrlichen? Ist es eine Revolution der Wahrheit, ein Aufstand des Geistes gegen den zum Himmel stinkenden Lügenberg der vierjährigen Kriegspresse, gegen die Hindenburgs, Luden dorffs, gegen die Aufrufe „An mein Volk“, die Denkmals nagelungen, gegen die Sieger insgesamt, die Handhaber der Macht, die Unterdrücker von Beruf, die niemals auch nur einen Augenblick Zeit fanden, Geistiges zu werten, Menschliches, und sei es von Ferne, zu verstehen? Ist es ein Aufstand des guten Geschmacks gegen die schim mernde Wehr, die uns mit offizieller Kunst und offiziellerer Religion versah? Es scheint, daB die gro^e Abrechnung gekommen ist. Das ganze Land steht auf. In Bayern wurde der Trottel und Jesuiter, der nach mittelalterlichem System sein Volk in Dunkel und Unwissen halten wollte, vom Thron gejagt, ln ganz Deutschland fallen die Dy nastien wie Jahrhunderte alte Gebäude, die nur eines Anstoßes bedürfen, um in sich zusammenzukrachen. Und die Matrosen immer vorn weg. Schienen aufgerissen, Bahnhöfe gestürmt, Maschinengewehre gerichtet. Die Ma trosen sind die wahren Hüter der Revolution, sie sind die Einzigen, die die vollkommene Nebensächlichkeit des menschlichen Lebens in dieser Angelegenheit erfaßt haben, sie lassen sich von der Macht ihrer Instinkte werfen, sie