18 worden, und diese Personen haben sich dem Wert der Stoßkraft und der Propagandamöglichkeit des Wortes dann als Dadaisten eingefügt. — Sie gründeten in Berlin den Klub Dada, von dem unten die Rede sein soll. Die Herren von der Galerie Dada merkten offenbar, daß ihr Verdienst in keinem Verhältnis zu dem Erfolg des Dadaismus stand. Es war so weit gekommen, daß man sich die Bilder des Berliner Kunstmaklers Herwarth Waiden (der seit langer Zeit mit abstrakten Kunsttheoremen Geschäfte machte), auslieh und sie den erstaunten Schweizer Dickköpfen als etwas Außerordentliches vor setzte. ln der Literatur verfolgte man primitive Ten denzen. Man las mittelalterliche Prosa, und Tzara machte. sich den alten Bodenstedtschen Scherz, daß er selbstgedrechselte Negerverse als zufällig aufgefundene Reliquien einer Bantu- oder Winnetoukultur den wieder um sehr erstaunten Schweizern zum besten gab. Es war eine traurige Versammlung von Dadaisten. Eine l'art pour hart Stimmung liegt über der Galerie Dada, wenn ich sie jetzt betrachte — das war ein Maniküre- Salon der feinen Künste, wo die alten Damen hinter den Teetassen den Ausschlag gaben, die ihre schwin dende Sexualkraft mit einer „Verrücktheit“ zu befeuern suchten. Die Galerie Dada war ein Antichambre des Ehrgeizes, wo die Anfänger im Schwindel der Kunst sich gewöhnen mußten, zu den Führern mit jenem Augen aufschlag aufzusehen, den man aus Werfelschen Ge dichten lesen kann, wenn er Gott, Natur und Geist be singt. Die Galerie Dada war eine enge Küche litera rischer Konventionen, in der man die Scham nicht emp findet, wenn man sein Leben lang nur unter dem Strich genannt wird. Die Herren waren alle international, von jener Liga des Geistes, die Europa im entscheidenden Moment so verhängnisvoll geworden ist, zwei dimensio nale, planimetrische Menschen, die den notwendigen Ausgleich einer engen künstlerischen Betätigung nicht in ihren Fingerspitzen empfanden. Es hätte eine Möglichkeit