34 bezeichnen. Die Deutschen sind Meister der Verstellung, sie sind die ausgemachten Illusionisten (im Variete-Sinn) unter den Völkern, sie zaubern sich in jedem Augenblick ihres Lebens eine Kultur, einen Geist, eine Erhabenheit, die sie als Schutzschild vor ihre gefährdeten Bäuche halten können. Das ist das, was den Franzosen immer ganz fremd und unverständlich, und als ein Zeichen diabolischer Bosheit erschienen ist (die Hypokrisie). Der Deutsche erscheint unnaiv, er ist zwiefach und hat einen doppelten Boden. Es handelt sich hier nicht darum, für irgendeine Nation einzutreten. Die Franzosen haben am letzten das Recht, vor anderen Völkern als grande nation gepriesen zu werden, da sie den Chauvinismus der Zeit auf die Spitze aller Möglichkeiten gebracht haben. Der Deutsche hat alle Vorzüge und Nachteile des Idealisten. Man kann so oder so. Man kann den Idealismus, der die Dinge verzerrt und sie zu Funktionen (Kadavergehorsam!) eines Ab- solutums macht, heiße dies nun Pflanzenkost, Menschen recht oder Monarchie als eine Deformation und Pathologie auffassen, man kann ihn auch als „die Brücke zur Ewigkeit" und „das Ziel des Lebens" und was dergleichen Banalitäten mehr sind ekstatisch preisen. Das haben die Expressio nisten hinreichend getan. Der Dadaist ist aus Instinkt dagegen. Er ist ein Wirklichkeitsmensch, der den Wein, die Weiber und die Reklame liebt, seine Kultur ist vor allem eine Körperkultur. Er sieht instinktmäßig seinen Beruf darin, den Deutschen ihre Kultur ideologie zusammenzuschlagen. Es handelt sich ja hier gar nicht darum, den Dadaisten zu rechtfertigen. Er handelt instinktiv, genau wie einer sagt, er sei Räuber aus „Passion" oder Briefmarkensammler aus Vor liebe. Das „Ideal" hat sich gedreht: aus dem abstrakten Künstler ist (wenn Du so willst lieber Leser) ein böser Materialist geworden, der die abstruse Charaktereigen schaft hat, die Pflege seines Bauches und den Flandel mit Effekten für ehrlicher als Philosophie zu halten.