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höben“ — daß offenbar Irrsinnige aus dem Winseln des
Säuglings „eine Partei machen wollten“ Sie lachten sich
tot, es war ja schon vieles dagewesen, aber hier mußte
man denn doch sagen — (na, was denn?) nee, nee,
nee. Die Herren Schulze, Smith und Dupin fühlten sich
durch Dada mächtig an ihre eigene, ein Menschenalter
zurückliegende Milchflasche, an ihre in Ehren bedreckten
Windeln und an den Schrei erinnert, der jetzt die Welt
beglücken sollte. Dada, Dada, Dada. Das ist das, was
ich mit der Suggestivität des Wortes Dada bezeichnet
habe, seine Fähigkeit zu hypnotisieren, indem es den
ordinären Verstand auf Begriffe und Dinge lenkte, die
von den Urhebern keiner hineingedacht hatte. Sicher
war die Wahl der Wortes Dada im Cabaret Voltaire
eine selektiv-metaphysische, eine durch alle die Idee
energien, mit denen es jetzt in der Welt wirkte, schon
bestimmte — aber niemand hatte damals an Dada=
Kinderlallen gedacht. Es ist eine seltene Gottesgabe,
wenn es einem Menschen einmal beschieden ist, bei der
Geburt einer Religion, irgendeiner Idee dabei zu sein,
die sich nachher den Weltball erobert. Wenn Dada auch
(ich sage dies zur Beruhigung aller Gymnasiasten und
akademischer Maulesel) Gottseidank keine Idee in dem
berühmten, in allenGeschichtskompendien nachzulesenden
„kulturfördernden“ Sinne ist, sondern durchaus ephemeren
Charakter hat, indem es nicht mehr sein will, als ein
Spiegel, an dem man schnell vorübergeht oder ein Plakat,
das einen in grellsten Augenblicksfarben auf irgendeine
Gelegenheit hinweist, sein Geld loszuwerden oder seinen
Bauch zu füllen. Psychologisch zu reden! Wenn man
das fabelhafte Glück hat, bei der Geburt einer solchen
„Sensation“ dabei zu sein, möchte man begreifen, wie
es kommt, daß ein leerer Schall, der ein Rufname für
eine Sängerin werden sollte, sich unter groteskesten
Abenteuern erst als Schild für ein schmutziges Cabaret
erweist, dann als abstrakte Kunst, dann als Kinderlallen
und Säuglingspartei und am Ende — nun, ich werde