42 Statt zu sagen: Das ohnehin leidige Übel des Todes ist hier durch die Unfähigkeit, Dinge besser zu ordnen, verstärkt und vervorzeitigt... Der Tod bekommt „einen Sinn". Er meint: einen Zweck. Als ob ihn jeder Selbstmord nicht langst gehabt hätte. Er will sagen: „Man weiß nun, wofür die Leute sterben." Man weiß es nicht immer! (Man hat jedoch immer gewußt: für das Nachrücken der andren.) Der folgsame Denker spricht hierauf scharfsinnig: „Der Rrieg kann von der Philosophie nichts lernen, aber Psychologie und Moral haben vom Rriege mancherlei zu lernen." Genau so geistreich wäre: „Ein Lift-Einsturz kann von der Philo sophie nichts lernen — aber die Philosophie von einem Lift-Einsturz." Rinder, Rinder. Standhalten. Ich bekomme jetzt aus dem Heer, vor ihrem Tod, Briefe von fremden Leuten. Fast jeden Tag. laicht bloß von sinnend jungen Menschen, — ich wußte, daß ich ihnen etwas war. Sondern von der geborenen Widerpartei. Mit steingrau andren Vateridealen. Früher bei zufälligem Lesen haben sie einen Haß gespürt. .. jetzt wissen sie, daß an solchen Schmiedungen etwas Rechtes war. Man ist im innersten bewegt, möchte zum Abschied jedem die Hände drücken: dennoch hält ihnen die Wahrheit stand. Solche Briefe zu bekommen ist herrlich — darum der Anlaß noch lange nicht. ... Es war billiger zu machen. Erdbeben. Beim Erdbeben kullert ein verlorenes Zwanzigmarkstück unter der Truhe vor. „Hosiannah!" schreit Philosoph und Literat — „sei gegrüßt, Erdbeben, es ist vorgekullert!" Losung. Bleibt unverwirrt. Alfred Rerr