71 schallte nicht als ein verspätetes Echo in uns auf, es fiel aus der Höhe in unsere Seele. Und war uns nicht, als ob aus großer Ferne die unendliche Kraft uns zunickte, daß diese Empfindung richtig sei? warum verstanden wir plötzlich die religiöse These: Recht und Gesetz seien zweiten Ranges, und das einzig wertvolle der Anschluß an einen großen willen außer uns, die protestantische Immediatstellung zu Gott, die keine moralistische Zwischenrechnung zwischen dem Schöpfer und seinem Geschöpf duldet? Jetzt wo der Krieg nach unserem Herzen griff und es für sich nahm, und wir, wie geblendet von dem inneren Licht seines willens, uns zu ihm bekannten, erfuhren wir erst, was Wille ist: etwas Übermenschliches, dessen (Quelle nicht im Menschen liegt, dessen Gefäß wir werden können, ein Teil dann der ewigen Kraft, des freien, weil nicht bedingten willens, was wir Eigenwillen nannten, ist nur Not; wer ihn preist, ein geborener und verlorener Knecht. Die aber, denen sich der Einklang von Krieg, Religion und Musik vollzog, in ihren Taten, und die den singenden Ton von Freiheit und willen, niebesiegt durch die gemeine Wirk lichkeit des Krieges, aushielten, sind denen gleich, die unsere Väter Helden nannten. wie bald wird das kluge geordnete Lhaos des Friedens wieder in seine Rechte eingesetzt seinl Aber umsonst wird die Erfahrung, daß das Adelsrecht der Gewalt dem großen willen näher kommt als die kleine seelenverderbende Rechtlichkeit und Gesetzmäßigkeit des Friedens, nicht gewesen sein. Zuviele haben im tiefsten Herzen für immer vom Frieden und seiner Rangordnung Abschied genommen; wir werden uns höher anbauen als bisher, nicht in der Sicher heit, wo der Hamster das Wappentier wird, der Adler soll es bleiben auch im Frieden. Lucia Dora Frost