ir sahen uns bei Ausbruch des Kriegs in einen außergewöhn lichen Zustand versetzt und die Frage tauchte auf, ob wohl wir Deutsche außergewöhnlich darauf reagiert hätten und ob, dies zugegeben, Dauer der Wesensumwandlung Recht geben würde. Beim Eintreten ungewohnter Lebensbedingungen ebben alle Spitzen in die Grundmaffe zurück; die Spielarten beziehen sich auf die Art, und in der ver änderten Luft richtet sich der Organismus auf nichts als aufs Atmen ein» sodaß ein jeder dem andern ähnlich funktioniert. Das nationale Bewußtsein verbrüderte Bürger und Virtuosen, Händler und Abenteurer und nicht bloß in wünschen, die sich bei getrennten wegen auf ein gleiches Ziel richteten, sondern die Gangart aller wurde geregelt, die des Ueberbildeten veredelte, des Unwissenden belebte sich. Doch kaum waren die Schwierigkeiten des Anpassen« überwunden, drängten die persönlichen Verschiedenheiten in die alten Rechte und jeder richtete sich im Ungewöhnlichen gewöhnlich ein. wir kommen zu der Vermutung, daß das Ungeheure nichts ist als Nicht- beziehung zu uns, da es seine Schrecken verliert, sobald es mit uns selbst in Verbindung tritt, wir erfahren im Kleinen und im Großen, daß alles sein Gesicht wechselt, je nachdem es außer uns steht, uns anblickt und sich anblicken läßt, oder im Verschmolzensein mit uns des Blickens nicht mehr fähig ist. Bin ich in eine drohende Larve hineingeschlüpft, gibt sie sich zu erkennen als Fleisch von meinem Fleisch. Das Mordwerkzeug, das ich mir vorstelle, übersteigt das Gefühl der Erträglichkeit, weil es mir wesensfremd ist; die Kugel, die mich getroffen hat, wird ein Vorgang in meinem Körper, ähnlich anderen Vorgängen, ihnen nur durch den Grad unähnlich, meiner Natur sich einordnend, von allen Seiten her auf mich bezogen. Sogar der Gefolterte findet die Folter in sich selbst und, hat er Zeit, ordnet er die Oual in sich hinein, und auch der Tod, der nach den Gesetzen der Natur in exakter Reihenfolge verläuft, ohne beim Abrollen zu unserm mitrollenden Gefühl in Gegensatz zu treten, ist uns an gepaßt, und das Verlassene Leben würde uns unnatürlich fein, wäre dem Toten eine solche Vorstellung zugänglich. Kampf herrscht nur, wo der vergehende mit dem eintretenden Zustand um das Uebergewicht streitet. Ist "un der Sprung von dem sogenannt natürlichen zu dem sogenannt unnatürlichen Zustand schwer zu nehmen, so geht es auch zurück nicht ohne Gewalt. Die ins Gewohnte gerissene Lücke wächst zu und kehrt das Entrissene zurück, findet es seinen Play nicht mehr und soll es eingezwängt werden, muß man die Hecke neu aufreißen. So wird der Frieden nach dem dreißigjährigen Rriege, der als Richtungspunkt den Lebenden verloren gegangen war, eine