Umdunstet von dem freien Geruch der Erde, von Schweiß und Rauch und Leichenhauch, vom Geruch des Todes und aufzuckender Liebesbrunst — süßlicher, dünner, wilder Dunst — Ihr Schönen einst, Jungen und Lebenden, geschändete Schatten nun, aus Trümmern sich ringend — Und doch so stolz, aufwehend wie Geist und Gott: O weht, o steigt von finsterer Erde auf! Zieht ins Unendliche! Da ihr so innig allem Graus und Lust, so innig dem heimatlosen Bereich euch durchgeschmiegt, wo Leben und Tod verschmilzt, So ängsten euch die Finsternisse des Weltalls nicht. Steigt auf! — O mir vorbei, der ich geöffneten Augs hier stehe, Eisige Schatten, der Nässe der Winternacht vermischt, Streift meine Stirn und Brust! Rühlt mir, wie kalten Feldes wind, Rühlt mir die brennende Lust nach Reinheit und Leben, blutige Tote, Verdunkelt, fremd geliebte Schatten, verschleiert mir das strahlende Bild, Das mir die Brust mit Glanz der Erde anfüllt. Und jetzt gleich Dualen aus finstern Bränden wälzt euch heran! Ich stehe euch zugewandt! Rommt über mich! Hans Reisiger