mmer steht vor jeder deutschen Seele noch jener Augenblick der Mobilmachung. Alle nur mehr deutsch, die Schranken der Stände, Klassen, Bekenntnisse zerbrochen, Weltan schauungen und Parteimeinungen verweht, Eigensucht er tränkt in dem einen großen gemeinsamen willen, alle Zwie tracht ausgesöhnt, alles Mißtrauen vergessen; ganz Deutsch land ein einziger Herzschlag! wollen wir uns aber jenes gewaltigen Augenblicks würdig zeigen und soll er uns nie mehr verloren gehen, dann müssen wir auch ernst machen damit: Reine Parteien mehr, nur noch deutsch! Dazu gehört ein Deutschtum, geräumig genug, daß jeder Deutsche darin Play hat, der mit seiner Rraft rein und treu der Nation dienen will. Deutsch darf an keine Grenzen mehr gebunden sein, weltweit muß es werden. Schon Hans Sachs hat „Kaiser" gereimt auf: „aller Welt gewal tigen Durchreiser"; und so ein Weltenkaiser ist der deutsche Geist immer gewesen. Daß er es bleiben kann, eben darum geht ja dieser Rrieg. Der Feind will uns wieder in das alte Deutschland zurücktreiben, wir aber wollen die Welt be haupten. Und wer uns da rät, den deutschen Geist abzusondern und einzuziehen, der, wie gut er es auch meine, hilft nur dem Feinde. wir erwarten alle von diesem Rrieg, daß er Deutschland stark machen soll, geistig, wirtschaftlich und politisch. Rraft setzt aber immer einen anderen vor aus, auf den sie angewendet werden soll, an dem sie sich erst zeigen kann. Ich kann nur stark sein, auf andere bezogen, an anderen gemessen. Ich bin erst stark, wenn andere da sind, Schwächere, wenn wir von Macht träumen, auf Macht hoffen, um Macht ringen, so wird damit schon ein Gegenstand gefordert, an dem wir eben erst zu Mächtigen werden können. So darf man sagen, muß man sagen, daß nationale Macht durch ihren bloßen Begriff schon Inter nationalität verlangt. Ließe sich eine Welt völlig eingeschlossener und ab geschlossener Staaten denken, so hätte keiner von ihnen Macht. Macht entsteht erst, indem ein Staat sich irgendwie geistig, wirtschaftlich oder politisch über einen anderen erstreckt. Von einer Macht des deutschen Geistes können wir erst sprechen, wenn er Gelegenheit hat, sich andere Völker untertan zu machen; und ebenso von unserer wirtschaftlichen, von unserer politischen Macht erst, wenn und je mehr andere Völker uns, gezwungen oder freiwillig, gehorchen. Nicht etwa bloß aus Humanität, nicht aus irgend einer Weltgesinnung, nicht aus Menschenliebe, sondern schon aus Selbstsucht, Eigennutz, ja Notdurft müssen wir darauf bestehen, von den andern Völkern nicht abgesperrt zu sein, sondern in sie zu dringen. Dieser Rrieg ist entstanden durch die Feindschaft der anderen. Er wird für uns erst zu Ende fein mit dieser Feindschaft, wir haben noch nicht gesiegt, wenn wir die Feinde besiegen, wir werden erst gesiegt haben, wenn ihre Feindschaft besiegt ist. Das wäre der höchste Sinn dieses Krieges, unsere Feinde zu zwingen, daß sie zu Freunden werden, würden wir, wenn auch mit siegreichen Waffen, dennoch schließlich auf uns zurückgewiesen, so 22$