„Diese Soldaten besiegt man nicht," sagte der Elsässer, und wie er heim ging, um sich auf sein Bürgerohr zu legen, hatte er begriffen, daß einmal der Augenblick kommt, wo man sich entscheiden und mit den krankhaft empfind lichen Gefühlen ein Ende machen muß. * * * Ich besuchte neulich das Gefangenenlager in Zossen. Diesmal war mein Begleiter ein Berliner, dem ein kritisches Verhältnis zu seinem Deutschtum einfach unverständlich wäre. Aber cs war nun interessant, zu sehen, wie nach denklich er wurde, als er die Franzosen sah: „Ihre Röpfe sind schmäler als die unserer Soldaten, ihre Züge geistiger und spöttischer, die Figuren bager, die Dicken fehlen." Ich sagte ihm, man müsse es eigentlich begreifen, daß der Antimilitarismus in Frankreich so große Fortschritte gemacht hatte. Denn von einem gewissen, intellektuellen Standpunkt aus ist der Antimilitarist der, der kritischer, indivi dueller, selbstbewußter ist. Aber daraus den Schluß ziehen, wie es im Ausland geschieht, daß der deutsche Soldat nur ein Hammel sei, den seine Führer in die Schlacht treiben, das ist die falsche Rechnung, die sich bitter gerächt hat. * * * Denn das Militärisch-Deutsche in geistigen wert umgesetzt: im deutschen Wesen ist ein Maximum von Männlichkeit gezüchtet worden, das keine parallele auf der Welt hat. Die pathetik der Franzosen ist alt, aber die Männlichkeit der Deutschen wird sie ablösen. In Männern wie dem Rapitän von Müller und dem Leutnant von Mücke, beide auf der „Emden", ist dieselbe straffe Sachlichkeit, kühne und völlig disziplinierte Verwegenheit, die einmal unsere geistigen Menschen befähigen wird, die Dinge mit einem Degenstoß ins Herz zu treffen. Der gute Europäer von morgen, das ist die Fortsetzung des normalen tüchtigen Deutschen von heute, wenn sich in meinem Ropf die ganze, aber auch die ganze Welt spiegelt, wenn nichts mir fremd ist, wenn ich mich nicht wie ein Engländer borniert zeige den tiefen und verwickelten Dingen des Geistes, der Runst, des Erlebens gegenüber, dann bin ich das alles, weil ich ein Deutscher bin. * * Das hat nichts mit Rassenphilosophie im Stile Wagners, Lhamberlains und unsrer Professoren gemein. Ich triumphiere deswegen nicht über die Franzosen, aber ich glaube, dieses Selbstgefühl macht nicht anmaßend, sondern gütig und gerecht. Denn in dem Zukunftsbild des deutschen Menschen fehlt die große und deutscheste Tugend nicht, die „Objektivität", der ungemessene Anstand, die restlose Ehrlichkeit des Mannes. * * * 24L