Andr6 Suarez' „Italienische Reise", ist jetzt deutsch herausgekommen. Es gibt in Deutschland vielleicht fünf Leute, die diesen Instinkt der lateinischen Völker für das sichtbar Schöne, die Rasse, den sicheren Geschmack, den Takt haben. Also ist es eine nützliche Lektüre. Aber ich denke, diese fünf Köpfe und die, die nach ihnen kommen werden, sind Geister anderen Kalibers. Der Franzose spricht im Namen seines Volkes und dessen, was es der Welt gegeben hat: wir alten, tausendfach bewährten Lateiner, was ist das im Grunde? Verteidigungsstellung; der Reiz der Patina liegt über diesen Büchern und diesen Menschen. Das Ideal der Rassigkeit und des sichern Geschmacks — es war zur Zeit der Marquisen, daß es Europa zu erobern begann. Die Sinnlichkeit ist da, aber wo ist das, was früher Wikinger, Normannen und Flibustier hinaustrieb? Es ist auf der deutschen Seite, in den Seeoffizieren, vielen Kämpfern der Schützengräben, den Fliegern, in allen denen, deren Gestalt ohne Fett und deren Seele straff und voll einer heiteren, mühelosen Energie ist. Die lateinische Schönheit, das ist ein erhabener Dilettantismus geworden. Ich ahne deutsche Menschen, die seine Feinnervigkeit und sinnliche Prägnanz mit der eigenen Männlichkeit verbinden. Bei Engländern und Amerikanern wird die große Leidenschaftlichkeit, die ich meine und die immer stählerne Klar heit ist, nie gefunden werden, bei Russen auch nicht, obwohl ich vor diesen und ihrer musikalischen Weiblichkeit fast Angst habe. Es ist höchstens der italienische Futurismus, der mir zu denken gibt, denn seine sadistische Brutalität ist ein Aufstand des Männlichen gegen das Uebermaß der Gefühle. Otto Flake.