er recht handelt, obwohl das, was er tut nicht recht ist. Schon Aristoteles unterscheidet unrecht handeln und etwas tun, was unrecht ist. Freiherr von Rnigge: Hören Sie mir mit Aristoteles auf! Er war ein Doktrinär und kein Menschenkenner. Schwierige Rechtsfragen lasten sich allein durch Menschenkenntnis entscheiden, wie es mit den Stänkern, den (Querelleurs in der Gesellschaft gehalten werden muß, hat man auch mit den (Querelleurs unter den Regierungen zu verfahren. Ist es unmöglich, sie sich vom Leibe zu halten oder ihren Grobheiten auszuweichen, so rate ich ein vor allemal ihnen so kräftig zu begegnen, daß ihnen die Lust vergeht sich ein zweites Mal an uns zu reiben. Hugo Grotius: Dann haben wir aber allzuleicht den Fall, daß unser jus pacis dem jus belli weicht, was Euripides von den griechischen Staaten sagte, als sie sich leichtsinnig in ihr Unheil hinein redeten, scheint mir auch für die gegenwärtigen Ereignisse zu gelten. Freiherr von Knigge: Ich habe nie einen Tragiker zu meinen Argumenten gebraucht, was meinte der Mann? Hugo Grotius: Sobald über den Rrieg verhandelt wird, denkt keiner, daß auch ihn der Tod bedroht. Sondern nur den Gegnern wird das Unheil zugedacht, so meint Euripides. wären die Leichen der Gefallenen schon zugegen gewesen, als der Rrieg beschlossen wurde, das wütende Griechenland hätte sich gefaßt. Aber man hat bei mir nicht genügend gelernt, man will seine eigene Erfahrung machen. Ich beobachte das nun seit beinahe drei Iahr- Hunderten. Freiherr von Ririgge: Und ich die Menschen seit mehr als einem Iahrhundert. Herr Geheimbderat, unsere Erfahrungen sind nicht gerade er mutigend. Man schreibt Bücher für viele und die wenigsten richten sich danach. Zu meiner Zeit gingen die ganzen Bestrebungen auf individuelle Freiheit hinaus und dem oberflächlichen Auge konnte sich ein Bild grenzenloser Erfüllung bieten und nun könnte ich in ganz Europa, wohin ich mich auch wenden möchte, nicht für einen Dukaten persönliche Freiheit kaufen. Es geht mit der Freiheit wie mit der Gerechtigkeit, wenn man sie am notwendigsten braucht, mußten sie sich gerade aus Staatsrücksichten absentieren. Hugo Grotius: Es ist billig, daß im Rampf diejenigen ihre Freiheit verlieren, wenn sie besiegt sind, die bewaffnet waren und sich wehrten, aber die Unschuldigen sind nicht zu verlegen. Das steht in meinem Buch so deutlich, daß es keinen Rommentars bedarf. Nun es hat viele Rommentare, aber keine praktische Erfüllung gefunden. Hugo Grotius, wozu hast du geschrieben und gelebt! Freiherr von Rnigge: Vielleicht um Kommentatoren zu finden. Das ergibt immer einen bleibenden wert. Meine einzige Hoffnung ist, daß aus diesem offensichtlichen Umsturz aller bisherigen Formen, die der Umgang ZZZ