Z40 dslf Schinnerer, dem der illustrative Teil dieses Heftes gewidmet ist, ist lS79 im Feankenland geboren. Nach dem er in München einige Semester Philosophie studiert hatte, war er mehrere Jahre zum Studium an der Aka demie in Karlsruhe, wo er Schmid-Reutte und w. Lonz zu Lehrern hatte. Nach wechselndem Aufenthalt in Er langen, München und Tennenlohe bei Nürnberg siedelte er ISll dauernd nach München über. In den starken und tiefempfundenen Lithographien dieses Heftes gibt der Künstler die Eindrücke wieder, die der Krieg in ihm hervorgerufen hat. Die Blätter zeigen ihn als vollendeten Meister der gra phischen Kunst, auf welchem Gebiete Schinnerer schon so viel Vortreffliches geleistet hat, was der soeben erschienene Katalog*) seines graphischen Werkes beweist, den Dr. Ludwig Gorm herausgegeben hat. was Dr. Gorm über das zyklische Werk Adolf Schinnerers darin sagt, möge hier folgen: Deutsch sein heißt frei sein. Frei sein aber heißt nichts anderes als die mannigfachen Gebilde der Welt durchdringend zu einem einheitlichen und hohen Sinn gestalten, welcher sich als der unserer eigenen seelischen Schicksale erweist. Es heißt weder gelöst sein noch haften an dem wirklichen, sondern es bilden zu der Wahrheit, die hinter dem Traumschleier dieser Welt um Entstehung ringt. In diesem Sinne ist Adolf Schinnerer sehr deutsch und sehr frei, und im Laufe seiner Entwicklung immer freier geworden, wenn seine Einzelblätter dies in der Art der Arbeit, in der Technik zeigen, so läßt es sich an den Zyklen nicht bloß darin, sondern auch dem laienhaften Genießer verständlicher, an den Motiven und ihrem menschlichen Gehalt darlegen. Sein zyklisches Werk beginnt mit den „Zeichnungen eines Verliebten." Hier ist alles eingebettet in den wesenhaften Gehalt junger Liebe, in eine wartende und staunende Sehnsucht, die scheu, verlangend, in sich gebannt nach einer äußeren Erfüllung sich ausstreckt, welche von der Geliebten und von der Welt, die beide eins sind, wie ein segenvoller Regen herabströmen sollen. Und dieser Sehnsucht ist eine Angst vermählt, die keine Furcht ist, sondern die noch unerprobre Kraft, die ihren eigenen Herrn bedrängt. Ein Abend ist über die Hügel gesunken, Goldlicht und Schatten verschränken sich über der Erde zu einem urheimatlichen Gewände und strömen in den Hausgang, in dem der Verliebte an der wand steht, in sich geduckt, trunken vom Leid der Ent fernung und von der Gewißheit eines vereinten Seins, die ihm zitternd vom Boden und aus den Lüften ins Herz dringt. Traumschwer jagt ein Heer von Unholden über die schlafenden Zwei, Buben und Rosse sind aus feindlichen Dünsten geballt, ergeben schmiegen sich die Bedrohten darunter hin, harrend, daß das brausende Ungewitter über ihnen verzieht, und sicher sich verlustreich hinter ihm neu zu erheben. Der Mann ist über seine Arbeit hingesunken, über voll von Gedanken, unfähig weiterzuschaffen, weil er zu fähig dazu ist in zurückgestautem Drang: und leise tritt die ferne Geliebte zur Türe ein, nackt, *) Adolf Schinnerer, Sein graphisches Werk. Von Dr. Ludwig Gorm. Mit einer Einleitung von Dr. Hans M. Sauermann. Graphik-Verlag, München, G. m. b. H. lS15. (Berlin, pariser Play 7), preis M. J.—, die bei Einkäufen gutgeschrieben wird.