353 h las heute, General French werde Lönig Albert in Veurne besuchen, und vielleicht werde auch Präsident poincare in dieser äußersten Ecke Flanderns eintreffen. Diese Notiz interessiert mich, und ich halte es für mög lich, daß einer der beiden Gäste in demselben Bett schlafen wird, das ich einmal während vierzehn Tagen benutzte. Es sind erst ein paar Jahre her. Im April wurde ich ungebärdig, die Rastanien blühten, im städtischen park stellte man die Orangenkübel vsr dem weißen Hause mit den hohen Fenstern auf, und es wurde immer schwerer, mit Jeanne ehrbar zwischen ihnen zu gehen und sich dann zu trennen. Die junge Schönheit der Welt war mein Verbündeter, und Ende Monats war Jeanne bereit, sich in den Frühling entführen zu lassen. Mit der Ver wegenheit, die Frauen entwickeln, wenn sie sich einmal entschlossen haben, machte sie es möglich, ihren Freund zu treffen, und es war der erste Mai, als wir nach worden fuhren. Metz, Luxemburg, die Ardennen, Brüssel wäre hinreichend für einen Tag ge wesen, aber das alles war noch nicht sicher genug, denn sie harre die eine Bedingung gestellt, niemand dürfe uns sehen, wir waren gut gelaunt, was machte es uns aus, noch bis Brügge weiterzufahren? Auch das befriedigte sie noch nicht ganz — aber nun blieb ich hartnäckig, ich wollte ihr doch die schöne rote Stadt zeigen. Ich kannte sie nicht, aber der Glanz ihrer wasserarme und darin das Bild der überhängenden Bäume stand so stark vor mir, daß ich mich fast selbst betrog. Doch so fröhlich wir am nächsten Morgen waren und so laut die Amseln schlugen, wir waren von Brügge enttäuscht. Die Hotels standen am Bahnhof, und um zu den Plätzen zu gelangen, die einem zum wohnen gefallen hätten, mußte man durch eine endlose Straße mir kleinen Häusern gehen, deren Geschäfte alle den Angelsachcn devot die Referenz machten. Fort von hier trotz Memling und Michelangelo, jetzt fuhren wir aufs Geratewohl weiter und suchten, was uns gefiel. Und siehe da, es glückte sofort, mein Gefühl hatte mich nicht betrogen, als mich der Name Veurne verlockte. Im Baedecker stand nur, daß es da im Juli eine große Prozession gab, und bis dahin war es noch lange. wir kamen auf einen Play, und dieser Play war so, wie ich sie liebe, groß, gepflastert, ohne Baum, ohne Denkmal, ohne Brunnen — ein (Quadrat, auf allen Seiten von Häusern eingeschlossen, ganz der Sonne ausgesetzt. Auf der einen Seite ein paar Eftaminets, die über drei, vier Tischchen kleine Markisen ausgespannt hatten, gegenüber ein altes Haus, zu dem man auf einem Treppchen hinaufstieg; auf der dritten Seite ein mittelalterlicher Turm, plump und mit einem glotzenden Fensterauge in der Mitte — auf der vierten ein Rathaus, kaum größer als eine Villa, aber im reinsten holländischen Renaissancestil, eines der ersten, die gebaut wurden. Der Rest Backsteinhäuser