51 besser: wie eine Kugel; man weih, er selbst weih nicht, was hinten und was vorne ist. (Lr bildet sich höchstens ein, es ?u wissen.) Lr ist so rund, so rund gefeilt durch Skepsis, Literatur und Leben, dah er sich künstlich Ecken macht. Lr ist kein Klotz, kein tete carre. Lr ist kein ungehobelter Strolch, kein Bulle, kein Bandit. Lr ist viel mehr — Lr ist vielmehr ein Dichter. Das ist nun nicht so einfach wie Pflaumen essen und Lauben schiehen. Das ist überhaupt nicht sehr bequem; das nimmt viel Seit, viel Lebenszeit in Anspruch. Und darüber ärgert sich K. Ldschmid. Lr möchte leben und muh statt dessen dichten. Lr möchte lebendig sein und ist doch bloh (im besten Zoll) unsterb lich. Das ist sein Llend, das ist seine Krankheit. Line neue, eine moderne Krankheit. Der Dichter, der es nicht gern ist. Zrüher „krankten" die Dichter am Leben. Ls ekelte sie an, es pahte ihnen nicht, sie taten nicht gern mit, sie waren nicht gerne lebendig. Ldschmio steÜI den neuen Lgp, den an der Literatur erkrankten Dichter. Lr findet sie ekel haft, er gehört nicht gerne dazu, er wäre viel lieber lebendig. Lr stürmt ins Leben wild hinaus. Aber dieser Sturm ins Leben ist einstweilen noch mehr eine Zlucht vor der Literatur. Dieser krampfhafte, ängstliches urmlauf wird wohl durch einige Bücher hin dauern. Einige Bücher, über die man sich (wie über dies erste, über diese schöne Hochreitsgeschichte ?. B. mit dem kopflosen, eiligen, feigen Schluh), über die man sich oft mehr ärgern wird als freuen. Die man höchst unzufrieden, aber höchst engagiert aus der Hand legen wird, und rum sechsten Male an die Wand knallen. Einmal aber soll dann der Tag kommen, an dem der atemlose Sturmlauf, die Zlucht vor dem Gespenst der Literatur- ahnfrau ein (hoffentlich friedliches 1) Ende findet. Dann wird er ein nicht mehr eiliges Buch schreiben. Ein Buch, in dem auch mal jemand lebendig bleibt ?. B. Lin Buch, vor dem wir keinen Respekt haben werden. Lin Buch viel mehr, das wir lieben werden. Soviel über Ldschmid. über das Buch nichts weiter. Man soll es lesen! Ls ist frag- und lesenswürdig genug. Lin wcnig noch über die Sprache: Sie ist (wie der Dichter) von Haus aus kom pliciert. Lr möchte sie unkompliziert haben. Dadurch wird sie nun ganz kompliciert. Ls ist so einfach, kom pliciert ;u sein. Aber unkompliziert sein wollen, wenn man kompliciert ist, das ist der Gipfel der Kompliciertheit. Manchmal fchieht er ein Wort, wie einen Pfeil. Meistens wirft er, wie einen Lasso, einen retardierenden Bogen sorgfältig improvisierter Worte und Sätze nach seinem (Ziel. Aber oft ist der Lasso schon vorher an seinem lang- bekannten (Ziel befestigt und der schöne Bogen blitzt erstarrt und künstlich durch die Luft, wie auf einer guten Photo graphie. Gegen eine üble Aachrede (die in diesem Zolle eine Vorrede ist) muh das Buch in Schutz genommen werden. Es wird da behauptet, diese Kunst hätte „keine Ahnen". Das ist eine haltlose Ver leumdung. Sie hat Ahnen und Väter wie jedes Geschöpf. Soviele wie der Gesundheit cuträglich sind. Soviele, dah der Dichter sie vielleicht nicht ein mal alle kennt. Hans Siemsen Berliner Secession. Kurfürsten damm. Der Gesamteindruck wäre der übliche, das Ganze kaum der Erwähnung wert, wenn es nicht einigen der Aus-