32 jteller durch eine an sich bewunderns werte Kraftanstrengung gelungen wäre, das schon recht traurige Niveau noch zu unterbieten. Hätte nicht Lorinth selbst, sondern jemand anders dieses Riesen - „tableau" eines nackten Weibes mit dem acht baren Namen Lorinth versehen, so würde man sich über die unglaubliche Verhöhnung einer gewiß angreifbaren, aber doch immerhin angreifbaren Kunst- Art ärgern. So bleibt einem nichts als ein bedauerndes, peinliches Schweigen. Heiterer ist die Geschichte bei Säckel. Lin sogenannter „Sunger", den man im Kunstwart, der eleganten Welt und anderen führenden Kunstzeitschriften als „aufstrebendes Talent" bezeichnet zu finden gewohnt ist. Er macht in Sadismus. Aber um sowas gestalten zu können, muß man eben Sadist fein, oder das Gegenteil. Säckel ist beides wohl nur in den üblichen, gut bürgerlichen Grenzen. Das langt vielleicht fürs Vergnügen; aber nicht für die Kunst. Nicht, andere Menschen zu erschüttern. Da wirkt es höchstens schamlos. Nicht einmal schamlos, nur beschämend. Was für ein Spießer er im Grunde ist, sieht man recht deutlich an seinem braven Porträt, das, eben weil es sich ehrlich spießerhaft gibt, natürlich viel besser ist, als die beiden langweiligen Mord- und Totschlagbilder. Diskutabel sind von der ganzen Aus stellung nur einige stille, bescheidene, unaufdringliche Bilder, die sich, Gott weiß wie, in diesen Lärm verirrt haben. Lin freundlicher, rührend deutscher Thoma; zwei, drei ernsthafte, sehr an genehme Porträts von König; etwas von Oppler, von Kloffowskg. Und dann hängen vorn, wie in einem Museum, ohne jeden Zusammenhang einige Marres und Menzel, die einem nicht neu, aber ungemein lieb sind und dazu ein paar Bilder von Schider, die einem neu und lieb sind. Die Plastik ist ebenso belanglos wie die Malerei. Fritz Huf stellt einen Zrauenkörper auf, der für ihn viel leicht, für mich kein Erlebnis bedeutet, und Metzner verdirbt mit einer „Kolossalfigur" den abendlich beleuch teten, kleinen Garten, der selbst noch im Herbst das hübscheste an der ganzen Ausstellung ist. Ob er glaubt, daß die 2455-fache Vergrößerung eines Wiener Terrakottafigürchens monumentaler wirkt als das winzige Original? Traurig geht man weg. Was hat das alles für einen Zweck? Um sowas zu stande zu bringen, arbeiten nun ein paar Dutzend Menschen tagaus lagein, wochenlang, jahrelang, ihr ganzes Leben lang? Und wenn sie es liehen? Wenn sie was anderes täten? Wenn alle diese Bilder und Figuren gar nicht existierten? — Würde was fehlen? Was? H. Siemsen Herausgeber: Otto Haas-Hege, Berlin, Pariser Platz 7 Verantwortlicher Schriftleiter: Hans Siemsen, Lichterfelde, Sternstraße 25 Für unverlangte Einsendungen keine Gewähr Sn Österreich für die Redaktion verantwortlich Hugo Heller, Wien,!, Bauernmarkt Z Druck von H. S. Hermann in L«rltn