64 vierten Idealismus kann man natürlich nur im gleichen Ton antworten, und jo haben wir das wnnderliche Schau- spiel lauter jugendlicher Bäffchen- gejichter und hören einen wett eifernden Lhorgesang von lauter Lu gend» Gottesfurcht und Wissensdurst: „Helft uns leben und sterben» uns dem ver sacrum“, „Haben wir alle doch erst auf dem Schlachtfeld unfern Sott recht kennen gelernt" und: „Sch brauche wohl nicht zu lagen, daß jeder stch einige klafstfche Werke mitgebracht hat» die er einst auf der Schule stu diert." Alle sind ste anscheinend nicht immer so gewesen» aber „dieses Buch hat ste wieder neu geboren". Zn ver wundern ist dabei nur» wie inhaltlos alle diese Lugend ist. Daß es fuß ist fürs Vaterland;n sterben» daß ste stch opfern» ja das wird oft gesagt, das Eiserne Kren; wird gern erwähnt, auch von der Zukunft ist die Rede: „daß ans diesem heiligen Krieg ein neues Geschlecht heranwachsen werde", aber es bleibt alles so im unbestimmt Aebel- haften, es stnd so hundertfach abge nutzte Worte» von allen Wirklich keiten dieses Krieges klingt gar nichts mit. Warum retonchieren ste so sehr ihr eignes Bild bis kein Zug mehr da ist» der haften kann» keiner, der uns menschlich bewegt? Sind ste so häß lich? Das ist unmöglich, denn die größte Häßlichkeit wäre schön gegen dies leere Nichts! Haben ste so ver lernt, was Wahrhaftigkeit ist? Wagen ste's nicht vor den hochmögenden und weifen Herrn Liebesgabensendern» ste sebst ?n sein? Es wird wohl alles zn- sammeukommeu. Man verzechte» man lacht vielleicht» und unerträglich wird es nur, wenn ste nun auf die andern ein- hanen: „Meine „evangelischen" Kame raden schütteln leider mit dem Kopf» eine Lästerung wagen ste ja nicht. . ." Ach nein, wir lästern nicht. Aber eine Angst überkommt uns. Wenn dieser Krieg nicht einmal zur Wirk lichkeit aufweckt, was soll es dann tun? Wenn man auch hiervor stch nur wieder in eine neue Phrase rettet „ich habe meinen Gott gefunden", wo ist dann Heilung? Und das ist dann wieder die schließlich Erkenntnis: wir werden nicht anders» auch durch diesen Krieg nicht. Nichts was von außen kommt, kann das be wirken. Nur in uns selber liegt alles Heil und Unheil beschloßen. Das sagen uns auch solch menschliche und wahr haftige Briefe» wie ste Hegmann an seine Frau schreibt. Er bleibt wie er ist von Anfang bis ;n Ende: fein und beobachtend, skeptisch und schmiegsam» mit der Zrende und Sehnsucht ;nm Leben und der Hingabe, die auch den Lod bejaht. Und vor diesem unbeab sichtigten und treuen Bilde aufge zeichnet mit allen Nervenschwächen und Verdrießlichkeiten» Enttäuschun gen und kleinen Eitelkeiten, wächst dann in uns immer stärker das Gefühl» wie wundervoll ein Mensch doch ist» wie einzig zu lieben und welche Reich tümer auch ein unbemerkter und un- berühmter Lag umschließt. Wenn man nur stch und ihm vertrant und nicht versucht, seine redliche Ar mut mit erlogenem Aufputz zu ver decken. Z. Mark Herausgeber: Otto Haas-Hege, Berlin, Pariser Platz 7 Verantwortlicher Schriftleiter: Hans Siemsen, Lichterfelde, Sterustraße 25 Zur unverlangte Einsendungen keine Gewahr Sn Österreich für die Redaktion verantwortlich Hugo Heller, Wien,!, Bauernmarkt 5 Druck von S. Hermann in Berlin