161 Die Musik des Heiligen Als der heilige Zranz von Assisi fein eigenes Lebe« wie ein herrliches Gedicht der Zreude durch das Leid komponierte, sagte von ihm Dante: Live Lonne wnrde der Welt geboren. Lin unerhörter Seeleuausbruch bereitete sich in den Völkern der Lhrifieuheit vor. Ls war abermals das Wort des Nazareners, das da sprach. Aber der Gregorianische Gesang konnte es nicht mehr aus seinen Herzenswurzeln zum Lungen- geblätter, zu den Bluteulippeo emportragen. Die menschlichen Kehlen stimmten aus einmal ganz neu au» und zwar geschahs im Grünen Umbrien, in der Nähe der Heiligen Krippe, die alle Hinterwäldler herbeilockte, wenn Mgfierieu begangen und gesungen wurden. Aus ihnen ging daun das italienische Theater hervor. Der Dichter-Paraklet war blaß und suhlte bereits sein Dahinsterben. Durch alle Lander war er gezogen und zu Tausenden von Menschen hatte er gesprochen: ja sogar zu Tieren und Pflanzen. Man erzählte sich aber auch, er habe zu Steinen, Kaisern und Päpsten geredet. Run suhlte er den Tod und sprach mit ihm. Unter seine» gesiebten Tlarissiuueu, ln holder Klosterabgeschiedenheit, siel er dem Tod in die Arme. Und da entstand noch sein Seufzer: Altissimo Omnipotente Bon Signore tue so’ le laudi e la gloria e 1’ onore et ogni beneditione . . . War König Davids Tempel Israels, iumitteu des Stimmeusturms und Sustrumeutalgewifpers der Leviten jemals feierlicher gewesen? Niemals. Der Heiüge Zrauz erhob seine Stimme über einem unsichtbaren Orchester gotterhobeuer, feierlich schweigsamer Seelen. Lr segnete das Leidertrageu und das Sterben. Lr nannte sie Geschwister. Die Sonne war seine Schwester» die Quelle seine keusche Schwester» der Tod sein Bruder. Der pautheistische Schrei» der große Zreudeu- schrei, den er inmitten seiner Schmerzen hervorstieß, kam über seine Zlammeuseele aus den Eingeweiden der Erde. Eine kosmische Geschwisterschaft, ein Sternen- Paradies» eine Blumeubefieruuug war aus feinem Taumuud hervorgebrochen. Lr war der große Heideuchrist. 2u der Ekstase hatte er den Sang der Katakomben verjüngt» für die Westlichkeit den Tempel im Geist aufgerichtet.