176 stack abgestimmt" heißt der Zachaus druck. „Eingeebnet" wäre bester. Deu Rest besorgt Herr Stern. Dieses Unglück kaun nicht einmal deu „Stil der Zeit". Wiener-Werkstätten-Deko- ratiou, weiter laugt es nicht bei ihm. 2ch habe sa nichts gegen Dekorationen. Aber um so mehr gegen Wiener- Werkstätten. Nichts ist verlogener, unmenschlicher und uulebeudiger, nichts toter und erkünstelter als dies unselige, hochmütige „Kunstgewerbe", diese Sucht bester, vornehmer» „stilvoller" ;u wohnen und ;n scheinen als mau ist (und ißt). Ödestes Kunstgewerbe, langstieligster Stil, das ist das Zei chen dieses Abends. Mau sehnt sich schließlich greuzeulos nach deu einfachen bunten Lappen und Brettern eines kleinsten Vereins- und Proviufthe- aters. Dahin gehört Mokiere! Unter Menschen! Nicht unter Snobs und Theaterdirektoreu, die gebildeter sind als ihre Dichter und von Molivre glauben, daß er tot ist, weil es so im Lexikon steht. Und es hätte so schön sein können! Zur die ELnues-Art, die ehrfurchts- los-komische, wäre Pallenberg sa wie geschaffen. Hätte er nur frech und froh eine seiner lauten tollen Ope- retteufiguren gemimt! Reinhardt aber setzt ihm einen Dämpfer auf: „Pschtschtscht! Meisterwerk der Weltliteratur!" Und der arme Palleu- berg wagt vor lauter Augst vud Ehr furcht kaum den Mund noch auftu- macheu, redet vielmehr in einer schönen Übersetzung daher, so gebildet wie nur möglich (bloß deu geheiligten Eext nicht ändern!). Anstatt ;n quatschen» was ihm grad ins Maul und in die Situation hineinpaßt. Hier war endlich eine Gelegenheit sich gehen ;u lasten. Er aber hat Augst, daß es ihm passiert, und kneift sich angstvoll alles;u. Aber all das ist nicht seine» alles das ist Reinhardts Schuld. Er vermiest, verkuustgewerbelt nicht bloß tote und heilere Mchter, auch die leben digen guten Schauspieler, die in seine Hände fallen. Ein Dutzend Buhnen und einige Zirkuste hat er auf sein Niveau nivelliert, Generationen mit Kunstgewerbe durchseucht, gav;e Ge meinden unbrauchbar fürs Leben (und schädlich) gemacht. Soll er nun unge straft auch noch die paar übrig geblie benen Schauspieler verkitschen dürfen? (Sogar Wegeuers überlegene Intelli genz hat Mühe, sich zu behaupten.) Schon sind die harmlosesten Operetteu- komiker, die letzten fröhlichen Exzen- triks von feinem kunstgewerblich ver schnörkelten Atem bedroht. Sn wel chem Theater, Zirkus und Bariei« wird man am Ende sicher sein vor seinem Mahagouigetäfel, vor sÄoeu echten Kostümen und unechten Men schen, vor seinem ganzen ekelhaften Knust-Pharisäertum? Solange Kerr ihn kritisierte, solange hatte er noch eine gewiste Bedeutung. Er, der Aicht-KSnstler, stand dem Künstler (welch einem!) uufreiwilliger- weise Modell. Seit aber Kerr über ihn schweigt» haben seine Bühnen ihre letzte Berechtigung verloren. Nichts dämpft mehr deu Schaden, deu er an richtet. Kanu man ihm nicht deu Laden schließen? Als guter Kauf- und Ne- klamemauu (auf diesem Gebiet nud nur auf diesem liegen seine Erfolge und seine Leistungen) wird er das Geld (das ich ihm gönne) ja mit Gummi so gut wie mit Kunst verdienen. H. Siemseu Herausgeber: Otto Haas-Hege» ?. Z. im Selbe Verantwortlicher Schriftleiter: Hans Siemseu» Lichterfelde, Sternstrahe 25 Zur unverlangte Einsendungen keine Gewähr Sn Österreich für die Redaktion verantwortlich Hugo Heller, Wien,!, Bauernmarkt Z Druck von ^ 6. ^ermann in Berlin