183 stimmen soll, gehen selten über die aktuelle Bedürfnisfrage hinaus — was ich nicht nur begreife, sondern billige. Denn die Voraussetzung einer Propaganda för eine große 2dee ist das 2ntereste für die Lebenshaltung überhaupt, sodann die möglichst baldige, die möglichst sichere, die möglichst bedeutende Hebung der mate riellen Lebenshaltung von Menschen, an deren Geistigkeit man appelliert. Der Parteisekretär, der in Wahlversammlungen spricht, pflegt es materiell um vieles bester jn haben, als die Menschen, die ihm Ohr und Her; öffnen. Leidet die 2dee darunter? Manchmal, und dann haben wir es mit plattester Demagogieju tun. Sonst finden wir uns mit der Technik der polltifchen Arbeit ab, die, durch dick und dünn, ;ur 2dee hinstrebt, die es jn erkämpfen gilt mit den Mitteln, für die die Maste (mit Recht) in erster Linie empfängllch ist. Tine Politik des Geistes wird sich derselben Mittel bedienen müsten» wie etwa eine landschaftlich beschränkte Kartoffelpolitik. Sodaß, im Grund, die Demokratie als politische Einrichtung ebenso aristokratisch wäre, wie eine Aristo kratie, die sich gegen sie wehrt. Auf den erreichten Gipfeln stellt sich der Sinn des politischen Kampfes ein, der Weg hinauf kann im besten Zoll nur der gleiche sein für alle Parteien. Schlußfolgerung: es muß immer wieder und gerade jetzt gewarnt werden vor sentimentalen 2ndividnalismen» vor Programmen und Manifesten, die schöne richtige Worte enthalten, Worte, wenn nicht der politische Apparat für sie arbeitet. Die Verfasser müsten sich in den bestehenden Apparat eingliedern (wenn sie nicht ein neues, wirksames Hebelwerk schaffen» wozu die Anstrengung einiger Generationen gehört), müsten den Apparat selbst gelenkig bedienen und kontrollieren. Politische 2deale haben wir seit hundert 2ahren, so prachtvolle, wie sie nur sein können. Verwirklichungen lasten ans sich warten. Die politische Maschine hat immer und überall die politischen 2deale zerrieben. Unsere politische Tragödie. Die Redner der Zrankfurter Panlskirche wären große Politiker gewesen, wenn sie etwa Bismarck und seine politische Wistenschaft auf ihrer Seite gehabt hätten. Sie hatten sie gegen sich, und die Geschichte machte sie zu Rhetoren. Der kraste Dilettantismus in politischen Dingen bei uns ist haarsträubend. Die „geistigen Führer" des Volkes schreien nach polltischer Erziehung — aber sie haben, mit dem Korrespondenten eines großen deutschen Blattes in Paris, die dortigen Radikalsozialifien für radikale Sozialisten gehalten, während die franzö sischen Radikalsozialisten in Wirklichkeit etwa unseren Zreistnnigen entsprechen, und sehen heute noch in Eaillanx den französischen Deutschenfreund, obwohl jeder mann in Frankreich weiß, daß er, wenn überhaupt etwas, nichts anderes vermag, als für die Ouerrv ä outrance eintreten. Auf anderen Gebieten ist es nicht bester. 2ch führe absichtlich nur „Kleinigkeiten" an. „Politische Erziehung?" Es wäre Zeit, ernsthaft damit anzufangen. Die Zensur böte die beste Gelegenheit dazu, wenigstens in Angelegenheiten der auswärtigen Politik.