207 Ls ist ja leider vielleicht nötig, daß die Polizei dafür sorgt, daß eiu Theater- direktor seinen Angestellten gegenüber gleichmäßig unfreundlich — oder jagen wir kaltblütig bleibt. Und ich verstehe, wenn eiu Aufstchtsrat als erstes von chm verlangt, daß er rechnen (und ver dienen) Kanu. Zum Regifstereu aber, zum Theater-macheu ist beides nicht nötig. Herr Robert bewies es: er war nicht kaltblütig, er konnte nicht rechnen, aber regifstereu konnte er — bester als der liebe Gott. (Der liebe Gott macht bloß Aatnr, Herr Robert aber: Kunst. Woraus das Kuriofum folgert: daß z. B. Reinhard dem lieben Gott fehr nahe kommt.) Alfo: Robert war erledigt. Zur Zreude aller Leute, die für gutes Rechnen und gutes Betragen stud und zum aufrich tigen Schmerz all derer, die mehr für gutes Theater stud. Da hörte mau plötzlich ganz heimlich, still und leife: daß Herr Lugen Robert die Direktion des Berliner Aestdeuztheaters über nähme vud es war berechtigte Hoffnung vorhanden, daß die Berliner Polizei etwas netter als die Münchener wäre, daß er (auf deutsch) die Kouzefstou und daß Berlin eiu Theater bekäme. Was es, weiß Gott, gebrauchen könnte! Seder» der für's Theater ist, hielt er freut den Atem au, niemand war eigentlich dagegen (denn Herr Robert könnte ja vielleicht inzwischen, sozusagen auch ein bißchen Rechnen gelernt haben, er könnte vielleicht auch (Gott behüte!) eiu wenig älter, eiu wenig kälter, durch Gottes große Gnade, geworden sein), niemand war also sehr dagegen. Bis auf einen. Bis auf einen Manu, dem alles, aber alles am guten Rech nen und am reinen Lebenswandel, dem (scheinbar) nichts, aber gar nichts au Äuem guten Theater gelegen ist. Dieser Manu heißt Siegfried Jacob- sohn. Lr äußert stch wie folgt in der „Schaubühne" vom 4. Mai: „Auch ich protestiere vorläufig nicht. Ich habe einfach Vertrauen zu Herrn von Glaseuapp. Der hat die künstlerische, moralische und finanzielle Zuverlässig keit des Kouzesstousbewerbers zu prüfen. Der wird stch also ln der Vergangen heit des Herrn Robert umtun, wird seine eigene Wisteuschaft und den Aktenbefnud des Berliner Polizeiprä- stdiums mit Hilfe der Besttzer des The aters in der Köuiggrätzer Straße, der Geuosteufchaft Deutscher Bühueuange- höriger und des Aufstchtsrats der Münchener Kammerspiele ergänzen und wird zu dem Ergebnis kommen, daß es nicht wünschenswert ist, in so kurzer Zeit einen dritten Betrieb der ruchlosen Art unser mühsam gereinigtes Theater- wesen wieder verunreinigen zn lassen «- den gewissen Betrieb» der durch die Begriffe: Weiberwirtschaft, Schau- fpielerbeteilignug und Offeubarnugseid gekennzeichnet wird. Richt jeder Bankrotteur hat, wie der wisteus- durstige Begründer des Komödieu- haufes, eine Bibliothek, die „einen großen Liebhaberwert repräsentiert» und durch deren Verwertung eine recht hübsche Summe für die Gläubiger er zielt werden kaun." Das ist schön, nicht wahr? So, denkt mau, soll eiu Kritiker denken und schreiben. So und nicht anders! Mau könnte stch einen Unbeteiligten, einen Bürger, einen Theaterbesucher (dreimal im Jahre) könnte mau sich denken, der stch dächte: „Anständig benommen hat stch der Manu (ich rede von Robert) hat stch der Manu zwar nicht; aber er kaun vielleicht was. Lr versteht vielleicht seine Sache? Versuchen wir es einmal und passen