225 2 unger Schiller Live Vornotiz hatleu de« Sturm und Drang entdeckt; historisierendes llberraschtsein befiel uns. Bei aller Fremdheit des Rokoko» der peinlich bewußten Kraftgeste der „genialischen" Dichter: wir spürten doch Größe. Der heitere Glau; des junge« Goethe, die dunkle Wirrnis Leuzens, fein Wahustunstod auf einer Straße Moskaus . . wir nahmen diefe Daten ergriffen hin. Aber was find diefe geröteten Leidenschaften, die tobenden Worte und Szene«? — Der Lau; um den Kraftmenschen? Der Übermut des Lachens? Die Verhöhnung des Intellekts? Lst dies nufere Opposition? Dieser Studenten Kampf: er vergeudete Intensitäten au Richtigkeiten wie ästhetische Gesetze. Shre Leidenschaften waren Triebe, ohne Gegenstände; der Primat des Gefühls: schlimmere Reaktion als der verhaßte Rationalismus der Aufklärer. Mau wende nicht ein, daß eine Generation stch von den Fesseln von Schulmeistern befreite, da ste gegenüber einer vertrockneten Hirullchkeit ihr junges Blut pries. Hatte diese Hirullchkeit doch wenigstens Richtung und Willen gehabt. Die Propagierung von („reiner") Kraft? Aber das ist ja die Hgpertrophie des Ästhetizismus, da Kraft nur ein Mittel ist. Zwecke allerdings hatleu die Stürmer und Dränger nicht, aber auch keine Ziele. Sie blieben auf ihr Erlebnis beschränkt. Rie waren ste Wisteude. Sie waren reicher und heiterer als ihre Widersacher: ste waren Lügend. Sie spürten die Erde als stuullche Wirklichkeit und entnahmen ihr Frische und Kraft. Sie flohen zu ihr aus Konventionen und steriler Zivillfation (ste fielen auf Rousseau dort hinein, wo er am flachsten ist). Doch ste gaben der Erde nichts zurück; ste steigerten ste nicht zum Geist. Mau wollte die Freiheit — des Dichtens und Empfindens; mau identifi zierte Freiheit mit Natur. Das Recht der Perföullchkeit ward gekündet gegen den Zwang der Gesellschaft, als desteu Manifestationen mau Staat und Gesetz ansah. Mau wies auf die Natur, wo ste am reinsten fei: im Trieblebeu und Unbekümmertst«. Aber da ist ja Natur nur wertvoll» wenn ihr Gegner nicht Geist ist, sondern Gewalt (also auch Phgstsches). Goethes Götz ist dadurch allein mehr als Lbücher Raubritter, dach die Zustände» gegen die er Kämpfen muß, miserabel stud. Der Rausch dieser Dichter begeisterte uns; er zerwehte, da er substanzlos war; es gab keinen Willen. Auw sehen wir den Gegensatz zu jenem deutlich» der auch ein Rasender war» aber wußte, weshalb er raste. Langer Schiller: zermarterter Löugüug» dem aller Sehnsucht Kampfruf auch »Zreihtt" heißt. Auch er ein Glühender hoher Lugend» brausend über die Welt gestürzt. Doch er verströmt seine Leidenschaft nicht unnütz; ste ist ihm nicht Spiel; er macht ste dienstbar der Ldee. Der Ldee muß die Welt unterworfen werden, alles Tierische, alles Menschliche. Ans unseren Gefühlen lasten stch keine Heimaten bauen. Schiller steigert sein Erlebnis von der Pri-