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der Gaste warteten km Lesezimmer dar Läuten der Googr ab; zu ihnen gehörte
Adrian, er saß ln der Ecke und schrieb einen Bries. Eine Dame wandte stch
an einen Berliner Herrn and bat ihn, ihr bei der Absassung einer Telegramms
zo Helsen, irgend ein Hotel hatte ihr Keinen Bescheid gegeben.
Der Berliner zog einen Bleistift heraus und schrieb die Worte nieder,
während er ste zugleich aussprach. Etwas reichlich laut, dachte ich; ste benahmen
stch» als wären ste zn Hanse. Plötzlich mischte stch eine ältere Dame ein, die, durch
eine Glaswand getrennt, neben Adrian saß und bis jetzt wie er geschrieben
hatte. Sie war die Mutter der Dame, die telegraphieren wollte» und hatte
dar Mundwerk einer kommandierenden Unteroffiziers. Sie zerpflückte jeder
Wort, das der Berliner Herr vorgeschlagen hatte; der Lärm schwoll au wie
im zweiten Akt der Meisterstnger die große Schlägerei; unmöglich, ein Wort
weiter zu lesen. Adrian wandte stch um und sagte, sehr höflich und mehr be
schwichtigend als ironisch:
„Plano, piano."
„Wie beliebt?" schnarrte der Berliner Herr.
Adrian stieg eine leichte Röte in den Kopf und er sagte:
„Sch bat nur um Ruhe, Sie vergessen, daß noch andre Leute hier stud."
„Sch habe nicht nötig, mich von Shueu belehren zu lasten, wie ich mich
zu benehmen habe."
„Es scheint mir doch» mein Herr," antwortete Adrian.
Mit ganz veränderter Stimme, nicht mehr erregt, sondern schneidend
bestimmt, sagte der Berliner:
„Aha, Sie stud wohl der Elsäster, von dem ich gehört habe; wenn Sie
stch unter uns nicht wohl fohlen, wurde ich au Shrer Stelle zu meinen sauberen
Landsleuten zurückkehren."
„Mäßigen Sie stch," fuhr ich ihn an, „Sie benehmen stch unverantwortlich."
Daun wandte ich mich Adrian zu; er war weiß im Sestcht geworden und
kämpfte eine maßlose Erregung nieder, darauf schenkte er stch ein Glas Master
ein und trank es aus. Der Gong läutete, und die Zeugen der Szene verließen
das Zimmer» der Berllner folgte als letzter.
Bei Tisch wurde au der großen Tasel mit gedämpfter Stimme, aber leb
haft über die Angelegenheit gesprochen. Sch hörte, daß mau dem Berliner nicht
recht gab; eine ältere Dame, die der Aussprache nach ebenfalls aus Berlin
ist, sagte:
„Sch glaube, ein wenig ist dar schon unser Aatiouallafier» daß wir zu
lärmend auftreten. Sch habe er im Ausland oft selbst empfunden. Und war
Sie ihm von seinen Landsleuten sagten, Heer Kröger, ging zu weit» nehmen
Sie er mir nicht Übel."