16 tastischen Plan, die Engländer — die Engländer, meine Herrschaften — gegen ihre versteinerten Begriffe von Malerei und Dichtung zu hetzen. Die Futuristen brachten das Moment des „bruit“, das Geräusch in die Kunst, sie brachten die Kunst auf die Bühne, sie aspirierten nach einem großen Podium, einem neuen Forum, von dem aus man die Welt haranguieren konnte. Wir hatten damals direkte briefliche Beziehungen zu Marinetti und Savinio. Tzara verstand es, durch seine große Beweglichkeit diesen Meinungsaus tausch fortzusetzen und nützliche Freundschaften nicht einschlafen zu lassen. Im Allgemeinen standen wir aber zur Zeit des Cabaret Voltaire den Zielen Marinettis -viel fremder gegenüber als denen Picassos und Bracques. Arp vor allem lehnte die Futuristen ab, weil sie nach seiner An sicht „Männchen“ machten und die wahre Realität, die Welt der Ideen und der Abstraktionen nicht kennen wollten. Wir kannten Archipenko, den großen Initiator in der mo dernen Plastik und Janco versuchte Arbeiten herzustellen, die bei aller * Aneignung * der Archipenkoschen Ideen neue eigene Wege zu gehen versuchten. Archipenko (wie die Kubisten) erklärte: Das Ziel der Kunst ist weder das Ideal noch die Realität, sondern die Wahrheit. Die Wahrheit ist uns aber nicht durch die Sinne gegeben, sondern ist ein transcendentes Ereignis. Die Imitation der Natur ist des halb der eigentliche Primitivismüs, dem man verurteilen und überwinden muß. — So dachte Archipenko und mehr oder weniger wir auch. Wir wollten eine neue Wahrheit, eine Verinnerlichung, eine Vergeistigung der Kunst. Wir waren Esel. Wir dachten eigentlich nur das, was andere vor uns besser gemacht hatten, aber unsere Energien suchten eine Spitze, unsere Eust war Kampflust, unser Ehrgeiz kannte keine Grenzen. Das Cabaret Voltaire, dieser kleine .muffige Raum in Niederdorf, wurde ein Karneval phan tastischer Experimente, wir tanzten, schrien und über kugelten uns. Wir machten den Kubismus zu einem Tanz auf der Bühne, Tzara inszenierte das von den Franzosen schon theoretisch festgelegte poeme simultane, das er von vier Personen gleichzeitig von der Bühne sprechen ließ,