\ mentalen Unterschiedes zwischen Deutschland und der Schweiz in einem Augenblick bewußt sein, in dem die Herren, die den Krieg gewollt und inszeniert hatten, bleich und schwankend über eine evt. Niederlage nachdachten. In der Schweiz gab es keinen Mangel; man lebte in einer reich lichen Mittelmäßigkeit, mit dem Gestus des- zufriedenen Zuschauers, der sieht, wie die Wut des Stierkampfes vor seinem gut gezimmerten Sessel ausgetragen wird. In den Züricher Restaurants zogen die Bürger, deren Gesäße über die Stuhlränder quollen, nach alt-schweizer Sitte das Messer durch den Mund und im hohen Bundesrat, der Versammlung der ausgesuchtesten Schildbürger der ganzen Welt, ge brauchte man den Krieg als Popanz, der- die Peristaltik der Därme anregt. An den blankgeputzten Scheiben der Buch- und Kunstläden hing der Krieg in den Radierungen von Klinger oder Welti als Theatergott Mars mit breiter Fußsohle und wehendem Federbusch und wenn die Gladia toren durch die Stadt zogen, die ein unerbittliches Gesetz zum Schutz der vaterländischen Grenze in eine todbringende Langeweile jagte, krochen die Maidli aus ihren Stübli (das klingj, als wäre es aus dem „Bgmont“) um ihre Sentimen talität in Tränen abzuschlagen. Berlin bot einen dunklen Aspekt. In Berlin hatte man soeben einen Winter über standen, wo man im Begriff war, Brot aus Stroh zu backen. Im Mittelpunkt des deutschen Interesses stand die Kohl rübe, die man als Torte, Hasenbraten und Malzbier vor gesetzt bekam, «s begann die wilde skrupellose Schiebung, jede moralische Hemmung fiel; auf den Straßen brüllten sich die Menschen an wie wilde Tiere, Zehntausende starben vor Unzufriedenheit. Die Typen mit den deformierten Köpfen und eingefallenen Brustkästen, die Rachitiker des Körpers und des Geistes bekamen die Oberhand und ihre- dumpfen nach alter Wäsche, riechenden Instinkte ver schleimten die Theater, die Presse, die ganze Oeffentlichkeit. Dabei ging der offizielle Hokuspokus des Krieges weiter, die Militärzüge brachten Fuhren frischen Menschen- und Schweinefleischs an die Front und jener große Verbrecher und Heuchler Guillaume II hielt unentwegt Reden an