32 mus sei: ich weiß es nicht. Dadaismus ist alles. Dadaismus ist alles; vornehmlich aber Radau. Radau in allen Tonarten.' Richard Huelsenbeck verlas eine große programmatische Proklamation.“ — Das tat ich allerdings und ich habe schon damals sehr deutlich auseinandergesetzt, was der Dadaismus in Deutschland nur sein konnte: die relativistische, antibourgeois-kapitalistische, aktivistische Weltanschauung politisch und diplomatisch denkender Köpfe, ein Manifest der Unruhe und der Energie, der die Kunst nur ein ganz kleiner Ausschnitt des Weltbildes ist und die sich gegen die Kunst als solche immer richten muß, so lange sie die be zahlte Leistung einer kompakten Bürgerklasse ist. Wie. sich die Kerle .gebärden, die zu uns kommen, um gegen einen Eintrittspreis von fünf Mark Geist und Gemüt zu schlucken, wird sehr gut durch eine Kritik illustriert, die wir am 19. Januar 1920 bei einem Vortrag in Dresden erhielten. Ein Herr, der den gemütlichen Namen Friedrich Kummer trägt, schreibt folgendermaßen: Der gestrige Dadaistenabend. Noch gellen und dröhnen die Ohren von dem schnöde sten Lärm, der je in Dresden an kunstgeweihter Stätte vor einem gebildeten Publikum gehört wurde. Ekel, stummer, würgender Ekel war der Eindruck: Ekel vor der kalten Geschäftsmache der Dadaisten, die Geld nehmen für eine geistige Marktschreierei und Prostitution; Ekel vor dem Teil des Publikums, der sich benahm wie der Vorstadtpöbel, gröhlte, brüllte, schnarrte, tutete, trillerte, pfiff, Zigaretten anbrannte, mit Aepfeln warf, mit heiserer Kehle bis zur Bewußtlosigkeit schrie, lachend auf Stühle kletterte, den Saal umsäumte, als gelte es hier einer Gladiatorenschlächterei zuzusehen, jede Auswirkung der Dadaisten unmöglich machte, das Podium erklomm und unsinnig raufte, sodaß ein Opernsänger, der Ruhe stiften wollte, von der Rampe bis ins Publikum flog, indessen sich menschliche Bestien mit geschwungenen Stöcken auf die Uebeltäter stürzten und sie bis in die krachenden Stuhlreihen warfen. Ehrliches und tiefes Mitleid gebührt