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auf den roten tribünen des morgens tanzen die städte hin und her
sonnen schütten unaufhörlichen frühlingswahnsinn auf die
türme am horizont pilgern bäume mit abgetrenntem köpf
und hohlen Wespennestern unter der achselhöhle
o städte in der stunde eurer gebürt schwirrten abgetragene Schuh
sohlen und Zinnteller in der luft wie Paradiesvögel
jetzt tanzt ihr auf die limonadedurchtränkten melodien der zerkovitz
und strauß
aus verdutzten dörfern schnupft ihr das feine frauenfleisch auf toll
kranke expreßzüge und schmugglerschiffe landen in eurer
kleider schleppe
und ihr tanzt über den schweißtriefenden kellern
wenn euch die lampionaugen aufgingen o o entmannte und
gehängte fahren hinab die kanäle
hirnlose familienväter sitzen in eurem magen mit vergessenen
messern im herzen
aber kaum wagt es jemand die tafeln in den verstand der bürger
zu tauchen und doch gibt es keinen anderen weg die lein-
wände müssen aufgeschlitzt werden jeder reiße die waffen
aus seinen handgelenken
die ställe sind schwanger wie zur zeit als der herr jesus herabstieg
jemand wird den heuschreckenhaufen aus den häusern der
armut führen
blutende zungen und ausgestochene äugen umflattern eure wert-
heimkasten in moskau standen die bauern mit zwei rechten
beinen auf in berlin werfen die stunden liebknechtsjungen in
Ungarn wühlen fanatiker den boden abermals auf und ihr
tanzt und medaillen klingeln euch auf der brust
morgen wird es vielleicht niemand mehr interessieren, daß' der
kleinstadtgreisler hunde in die leberwürste stopfte
etliche überschritten die moralischen breiberge
gelehrte picken sich johanniswürmchen in den bart
und in den tauben wüsten zog jemand die grammophone auf.