19 y^ur Sommerszeit war Jörg Matador der Sportplätze und schoß wahre Parafrasen im Fußball, daß alle entzückt schrien: Oooo! Jörg! riefs übers Feld, Jörg! hallte es wider. Nach Spiel vom Publikum begafft, umjubelt, von Fraun herausgetragen und schenkelbeklopft, das war sein Leben. Da entschloß sich Jörg, einem allgemein dringendem Wun sche entgegenkommend, liebenswürdig, seine Biografie vom Stapel zu lassen und kündigte daher einen Vortrag an, betitelt: MEIN WERDEGANG Ein Evangelium der Kraft Ah! seufzten alle Turnlehrer der Stadt und strichen sich ihre besemmelten Bärte, das riecht nach etwas. Gegen das verzückte Wonnegeschrei der Damenwelt war das aber noch gar nichts. Abends war der Saal ausverkauft. Jörg trat heiter lächelnd zum Podium, nachdem Glocke schon elfmal zur Ruhe getönt. Doch ehe er beginnen konnte, stand vorn, natürlich in der ersten Sesselreihe Fräulein DDr. Bathseba Schur empor, die, da sie auf Medizindoktorat auch noch das der Filosofie zugetürmt hatte, so 24 Jahre alt, für den Horizont des Spießbürgers im allgemeinen und für die kleine Stadt mit Naz Propper im besondren immerhin ein Fä- nomen war, zur schärfsten Betonung ihres Ausnahmemen schenweibtums Haare kurz geschnitten, angenehm illustriert mit behorntem Klemmer auf süßlicher Nase, nebenberuf lich Heraldikerin, stand also energisch auf und fragte: Ehe wir Ihre Biografie vernehmen, haben wir ein Recht zu wissen, wie Sie heißen? Jörg sagte mit einer ungeheuer jovialen Verbeugung: Ich heiße § §. Wie bitte? Paragraf Paragraf! Ah! da sind Sie wohl der Embryo Ihres Jahrtausends? Nein, nur der Zeitgenoß meines und Ihres Jahrhunderts! Man lachte ob der Antwort und verzieh ihm alles. Auch wurden die Lichter ausgedreht, schon damit das sehr ge" scheite Fräulein DDr. medizinische Studien befaßlich be treiben konnte. Hurra!