29 Greuel, Madagaskar, Indien, und endlich jene un tergegangene Atlantis, von der die lateinischen Neu- Republiken nur blasse Revenants sind, blühen ur- waldblumenhaft in ihren wenigen gewaltigen Ur- lauten aus Dadas Rhythmen auf. Tänze, Prozessio nen, Orgien, Fratzen, Götzen der alten Naturkulte leben magnetisch in einigen gelallten Silben Dadas, obgleich hier bereits die Grenzen des im WorteDar- stellbaren erreicht werden. Diese Silben gleichen Kakteen oder Orchideen, die märchenhafte Systeme von Stacheln oder farbigen Blättern entfalten und mit ihren künstlichen Gebilden das Entzücken der Sammler oder ästhetischer Salons sind. Dadas sozial ziel volle Dichtung ist ein archäolo gisches Museum der Seltsamkeiten des Völkerlebens, ein Erotikon und Folklore aller Geschlechtskulte. Die Menschheit eilt mit dem eintönigen Summen eines vielgeschäftigen Rienenstockes vorbei, ohne sich umzublicken, den Blick auf ihre erhabenen Idole geheftet. Immer auf dem Marsche nach Nor den, immer von neuem ungeheuren Zuchtmitteln unterworfen, die aus Einöden entsprangen und die Erschlafften geißeln — durch die Kriege, Opfer, Brände, Seuchen, Untergänge wandeln die gleich mütig gereimten Hymnen Dadas, um endlich das Nordlicht anzubeten und aus seinen glühenden Fal ten die kalte Prophetie Europas zu empfangen. Dada verkündet die Zertrümmerung dieses Erd teils, und nach Niederlegung all seines Menschen- und Pflanzenwuchses den Triumph der Polarwüste über die verworfenen Reiche, den Sieg des Nord lichts !