36 Jahresbericht 1911 der Zürcher Kunstgesellschaft = Reiter verliert damit seine Bedeutung. Statt des Stieres stellt ihm Koller eine mensch- liche Figur entgegen, dreht ihn aber aus der Richtung der ursprünglichen Bewegung und macht ihn zu einer blossen Nebenfigur. Damit wird die Stufe von Fig. 2 erreicht. Bereits tritt die Gruppe des ersten Reiters mit Stier und Spiessträger geschlossen und überlegen heraus. Der Reiter galoppiert nicht mehr in einfacher Seitenansicht am Beschauer vorbei, sondern ist halb von vorn gesehen; der Zusammenprall ist bereits erfolgt, die Bewegung von Reiter und Angreifer wird aber durch den dazwischen drängenden Stier für einen Moment aufgehalten, zum Teil abgelenkt. Wie viel dem Künstler an der Ausgestaltung und Stärkung der jetzt zum eigentlichen 'nhalt des Bildes erhobenen ersten Gruppe gelegen ist, belegen verschiedene Blätter von R. Koller AIG. 2 Skizzenbuch Nr. 33, fol. 42 ler Art von Fig. 3. Das Längsformat wird noch beibehalten, die anfänglich gleichwertige Figur des zweiten Reiters aber nur mehr als Füllung behandelt und bald völlig unter- Jrückt. Gelegentlich versucht Koller den ursprünglichen zweiten Reiter mit einem mit lem Spiess angreifenden Hirten zusammenzubringen, indem er den ersten Reiter aus- schaltet und das Bild schliesst, (vgl. Fig. 1); weil nun aber Ross und Reiter die rechte Seite zeigen und anscheinend in der gleichen Richtung sich bewegen wie der Spiess- ;räger, fehlt dieser Anordnung die Konzentration und Kraft; der Stier erhält auch eine zu grosse Bedeutung, indem er breit und vollständig sichtbar die Kämpfenden scheidet statt bloss ihren Anprall aufzunehmen. Mit dem Uebergang zum Hochformat und der völligen Aufgabe aller Nebenfiguren, jJes zweiten Reiters auf der einen und des zweiten Spiessträgers auf der andern Seite