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Jahresbericht 1914 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Kunsthaus.
Bau. Der Ersatz der durchgetretenen Filzteppiche in den Sammlungsräumen des
ersten Stockwerkes wurde weitergeführt, indem auch Saal C einen Bouclöbelag erhielt.
Weitere Erneuerung der Bodenbeläge erwies sich wohl als sehr wünschbar, musste aber
im Hinblick auf die ungünstige Finanzlage für später verschoben werden. Die starke,
nicht annähernd vorauszusehende Abnutzung, die schon nach kurzer Zeit kostspieligen
Ersatz verlangt, erklärt sich aus den grossen Besucherzahlen der Tage mit freiem
Eintritt; es zeigt sich auch darin, dass die Zürcher Kunstgesellschaft mit der KEin-
räumung der freien Sonntage und Mittwochnachmittage der Allgemeinheit ein erhebliches
Opfer bringt. Andere Auslagen für den Unterhalt des Kunsthauses brachten Ver-
besserungen und Ergänzungen von verschiedenen Einrichtungen neben kleinen baulichen
Herstellungsarbeiten. Die teilweise Neufärbung der durchweg stark ins Braungelbliche
verblichenen Wandbespannungen einiger Sammlungssäle unterblieb infolge der ungünstigen
Zeitverhältnisse aus Sparsamkeitsrücksichten.
Künstlerischer Schmuck. In der Reihe der Nischenfiguren an der
Rämistrasse wurden die bisher aufgestellten zwei Gipsmodelle endgültig durch Sandstein-
figuren von Hermann Haller ersetzt. Zwei Jünglingsfiguren von P. Osswald gelangten
an. der Ecke Rämistrasse-Garten zur Aufstellung, eine dritte, weibliche, die der Künstler
schon früher ausgearbeitet und vorgelegt hatte und nun der Zürcher Kunstgesellschaft
als Geschenk überliess, am Heimplatz, zunächst dem Haupteingang. So steht heute noch
eine Nische am Heimplatz und die ganze Gartenfassade leer. Stiftungen für Figuren
erfolgten im Jahre 1914 ausser der Schenkung von Herrn Osswald keine.
Die Arbeiten am Wandgemälde von Ferdinand Hodler wurden im Genfer Atelier
des Künstlers gefördert, die Vollendung steht für das Jahr 1915 in Aussicht. Zur
Ausschmückung der Loggia legte C. Amiet im Januar drei ausgemalte Felder vor.
Stifter, Vorstand, Sammlungskommission und Architekt konnten sich des Eindrucks nicht
erwehren, dass die Bilder wohl in einem grössern Raum zu glücklicher Geltung gelangen
würden, während sie die Wirkung der Loggia selbst wie des Treppenhauses und der
benachbarten Sammlungsräume mit ihren Tafelbildern beeinträchtigen. Der Künstler hat
sich, um den geäusserten Wünschen entgegenzukommen, entschlossen, neue Entwürfe
auszuarbeiten.
Betrieb. Der Krieg und das schweizerische Truppenaufgebot beeinflussten den
Kunsthausbetrieb sehr fühlbar, namentlich auch durch den Entzug von Arbeitskräften.
Der Konservator und Sekretär stand seit dem Aufgebot vom 3. August bis Anfang 1915
an der Grenze, der Adjunkt des Sekretärs bis Mitte September; der Hilfsabwart drei
Wochen. Infolge eines Unfalles wurde überdies der Hilfsabwart nach der Rückkehr aus