Jahresbericht 1919 der Zürcher Kunstgesellschaft al Erweiterung des Kunsthauses. Bei der Entgegennahme der Schenkung von fünf grossen Werken Ferdinand Hodlers betonte der Präsident, dass die Bedeutung dieser Zuwendung nicht allein in ihrem künstlerischen Wert liege, sondern dass sie auch ein neues Argument für die Notwendigkeit eines Erweiterungsbaues für das Kunsthaus dar- stelle, und bei der Besichtigung des neu eingerichteten Landolthauses durch den Vorstand wurde von anderer Seite wieder ausgesprochen, dass trotz der Beiziehung des Landolt- hauses für einen Teil der ältern Werke der Sammlung eine würdige Aufstellung des vorhandenen Besitzes und eine kräftige Weiterentwicklung der Kunstgesellschaft und des Kunsthauses und seiner Einrichtungen nur durch ein «erweitertes Kunsthaus» gesichert werden könne. Diese Forderungen verdichteten sich zu einem bestimmt umrissenen Pro- gramm, und im Juli betraute der Vorstand mit dessen näherer Prüfung und Ausarbeitung aine besondere «Studienkommission für ein erweitertes Kunsthaus» von Vertretern der Zürcher Kunstgesellschaft, der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde, der städtischen und kantonalen Behörden und der Künstlerschaft, unter dem Vorsitz von Herrn A. Rütschi. Bei der Grundlegung des Gesamtplanes beschränkte sich die Kommission nicht auf die einfache Forderung nach neuen Museumssälen. Wohl stellte sie sorgfältig die unmittelbaren Bedürfnisse der Sammlung fest, sie suchte aber auch den Wünschen der Zürcher Künstlerschaft nach Studiengelegenheit durch den Plan einer einfachen Kunst- schule mit einem grossen Aktsaal als Mittelpunkt, und den Bedürfnissen der Bevöl- kerung nach stärkerer Erschliessung des Kunsthauses durch Schaffung eines Vortra g- saales und ein Programm für Führungen und öffentliche Vorträge im Kunsthaus entgegen zu kommen. Für die bauliche Lösung wurde das Projekt eines mehrstöckigen Anbaues auf dem der Kunstgesellschaft mit dem Lindenthalgute überwiesenen, an den Garten anschliessenden Gebiete gegen den Hirschengraben hin vorgesehen, als. Teil inner- halb des Gesamtausbaues des Kunsthauses; mit einem Vortragsaal im Erdgeschoss, Samm- lungssälen in den zwei mittleren Stockwerken und dem Aktsaal mit anschliessenden Räumen im Dachgeschoss. Für die Finanzierung wurden Schritte bei den Behörden unter- nommen zur Erlangung von Beiträgen an den Bau oder an die im öffentlichen Interesse liegenden Einrichtungen, die er aufnehmen sollte. Als erste Etappe zur Erreichung von Beiträgen beim kunstfreundlichen Publikum war das grosse Kunsthausfest, das «Autum- nale» gedacht. Später sollte eine grosse Kunsthauslotterie oder eine Prämienanleihe den eigentlichen Baufonds beschaffen. Die Förderung dieser Bestrebungen litt gegen Ende des Jahres unter der zusehends ungünstiger werdenden allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Die städtischen und kantonalen Behörden sahen sich ausserstande, ihre Anteilnahme dem Unternehmen anders als nur in Form einer moralischen Unterstützung zuzusichern. Die Notlage der Künstlerschaft und nicht zuletzt der beunruhigende Abschluss der Betriebs- rechnung der Kunstgesellschaft selbst lenkten die Aufmerksamkeit gewaltsam auf näher liegende Fragen. So bleibt es dem neuen Jahr anheimgestellt, in Einem mit der Sicherung des Kunsthausbetriebes im bisherigen Rahmen und der Betätigung für Milderung der Notlage der Künstler, auch den Ausblick auf die weiter abliegenden, grösseren Ziele wieder frei zu machen und die Pläne und Programme für das erweiterte Kunsthaus der Verwirklichung näher zu führen.