Jahresbericht 1931 der Zürcher Kunstgesellschaft —_ ln Ob Zehntausende oder Hunderttausende beim täglichen Vorüberschreiten an den Gestalten in Stein und Bronze nur für kurze Stunden oder fürs Leben vom Strahl der Kunst berührt und erfreut worden sind, was die so weit gespannte Aus- stellung und die Hinweise auf den bescheideneren ererbten und erworbenen Besitz der Stadt an Plastik in den alten und neuen Brunnen, an und in öffentlichen Ge- bäuden bewirkt haben, um Augen zu öffnen und Gemüter empfänglich zu machen auch für die Leistungen der Künstler, die heute wie je neben und mitten unter uns an der Arbeit sind, lässt sich nicht zählen und wägen. Feste sollen leuchten und dürfen verglühen. Die Zürcher Plastikausstellung hat immerhin ausser der an die Ausstellungsdauer zeitlich gebundenen direkten Wirkung, mit der allein der Aus- stellungszweck ja schon erfüllt gewesen wäre, noch greifbare, bleibende Ergebnisse gebracht in einigen Figuren in den Anlagen, mit denen die Stadt Zürich beschenkt worden ist oder sich selbst beschenkt hat: der leider der Vergänglichkeit ausgelie- ferte, von Carl Milles dem Kunsthaus geschenkte, durch dieses der Stadt als Leih- gabe zur Verfügung gestellte Gipsabguss des Sonnensingertorso, eine „Schreitende“ in Stein von E. Bick, die ein Kunstfreund in der Ausstellung erworben und der Stadt geschenkt hat, die Ankäufe der Stadt: der jugendliche David von Ivar Johnsson, die in einer Wiese am Alpenquai aufgestellte Venus von Einar Utzon Frank und die für einen Brunnen am Utoquai bestimmte Bronze „Andacht“ von C. Angst. Nicht vollständig, aber doch zum grössern Teil ging aus der Ausstellung auch die Gruppe von Skulpturen hervor, mit denen im Berichtsjahr eine bisher erst frag- mentarisch angedeutete Abteilung moderner Plastik im Kunsthaus Kern und Gestalt erhielt, acht Bronzen und eine Holzfigzur von Barlach, Despiau, Geiser, Haller, Kolbe, Maillol, Pompon. Stadt und Kanton Zürich und die Vereinigung Zürcher Kunstfreunde gesellten sich mit bedeutenden Erwerbungen zu den ihren beschränkteren Mitteln angemessenen bescheideneren Aufwendungen der Zürcher Kunstgesellschaft. Ähnlich wie im Frühjahr eine neue Hodlersammlung, so konnte noch vor Jahresende eine neue Skulpturensammlung vor Behörden, Donatoren und Freunden des Kunsthauses eröffnet werden.