73 Jahresbericht 1939 der Zürcher Kunstgesellschaft 29 lung schon irgendwie. provozierte und dirigierte Schenkungen und Leihgaben, entschei- dend erweitert worden. In diesem größeren Zusammenhang stehen die unter sich sehr verschiedenen, im Folgenden einzeln besprochenen Erwerbungen aus dem einen Jahre 1939: Tafel I Margaritone d’Arezzo, Der Heilige Franziskus von Assisi. Oel auf Holz. 38X81 em. Bezeichnet MARGARIT[ONE] DE ARITIO ME FI[ECITI. Das Bild zeigt vor Goldgrund, mit breitem in den Grund gepunztem Nimbus, die Figur des Franz von Assisi in braunvioletter Kutte mit Kapuze, gegürtet mit dem dreifach ge- knoteten Hanfstrick. Der Heilige weist die rechte Hand offen mit dem Wundmal in der Handfläche, die linke mit dem Wundmal auf dem Handrücken zwischen Zeigefinger und Mittelfinger, hält ein dickes Buch mit zartrotem, in Gold ornamentiertem Einband. Auf den bloßen Füßen sind ebenfalls die Wundmale sichtbar. Im unteren Viertel der Tafel wird das Gold durch einen hell rosenroten Grund abgelöst, der wohl einen Bodenbelag darstellt. Um den Gesichtsausschnitt der Kapuze, die Oeffnungen der Aermel und um den unteren Rocksaum läuft ein sehr schmaler Streifen Gold. Die Signatur steht weiß auf rosa; der Buchstabe D hat die auf dem Original noch deutlich sichtbare Verlängerung nach vorn oben in der Reproduktion verloren, so daß er hier unrichtigerweise als O gelesen werden könnte. Der Maler Margaritone d’Arezzo wird von der neueren Forschung identifiziert mit Mar- garitone di Magnano, der in Arezzo 1262 urkundlich nachgewiesen ist. Vasari, ebenfalls Bürger von Arezzo, läßt ihn 77jährig 1313 sterben. So wäre sein Geburtsjahr 1236. Er ist auf alle Fälle ein Zeitgenosse des großen Cimabue, vielleicht noch etwas älter als dieser, doch ohne sonstige Gemeinschaft mit ihm, vor allem nicht des Maßes als Künstler. Es sind von ihm einige, gleich wie das Bild im Kunsthaus voll signierte Madonnenbilder erhalten; Tafeln von mäßigem Umfang, in der Mitte die tronende Madonna mit Kind, seitlich eine Mehrzahl von kleinen Feldern mit erzählenden Darstellungen: so, nach der Tradition 1250 entstanden, die eine in Montelungo bei Terranuova, andere in Monte San Savino bei Arezzo und in der Sammlung Philip Lehman in New York; am meisten reproduziert und beschrieben das Exemplar der Londoner Nationalgalerie. Bekannt ist er aber in erster Linie als Meister des Franziskus-Bildnisses. Er scheint für die wohl zur Versorgung möglichst vieler Franziskanerkirchen gleichmäßig angelegten Tafeln sich keine andere Aufgabe gestellt zu haben als die getreue Wiedergabe eines heute noch vorhandenen Freskobildnisses des Ordensstifters (1182—1226) in der von diesem bewohnten Zelle in San Francesco a Ripa in Rom, oder dessen uns unbekannten Vorbildes. Das Fresko wird von der Forschung auf 1250 datiert und so beschrieben: Kleine, unter- setzte Figur mit länglichem Gesicht, langer Nase, großen Augen und spärlichem blondem Bart, hält in der Linken ein Buch, Wundmale und Nimbus fehlen nicht mehr. Derartige Franziskusbilder mit der Signatur des Margaritone besitzen heute die Pinako- thek in Arezzo, die Akademie in Siena, die Vatikanische Pinakothek, die Sammlung Roalta in Florenz; drei weitere sind literarisch und im Kunsthandel nachgewiesen. Das Exemplar