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Jahresbericht 1939 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Ausstellung
Das Ausstellungsjahr 1939 beginnt nach Ablauf der noch im Dezember 1938 eröffneten
Gedächtnisausstellung S. Righini Ende Januar und erfüllt sich bis in die ersten Tage 1940
in nicht mehr als vier Veranstaltungen, gegenüber der herkömmlichen Reihe
von 9 bis 12 Ausstellungen:
28. Januar bis 16. April: Eugene Delacroix: 364 Werke.
20. Mai bis 6. August: Zeichnen, Malen, Formen I, Die Grundlagen: 207 Künstler, 938
Werke.
21. August bis 29. Oktober: Zeichnen, Malen, Formen II, Kunst der Gegenwart: 329
Künstler, 634 Werke,
25. November bis 7. Januar: Zürcher Künstler: 228 Aussteller, 333 Werke; «Das Gra-
phische Kabinett»: 13 Künstler mit 58 Werken; dazu Kunstmappe des «Graphischen
Kabinett» mit 27 Arbeiten von 17 Künstlern und «Mappe Zürich» von August Weber,
20 Arbeiten.
Der kleineren Zahl und längeren Dauer steht, wie schon aus den Künstler- und Werk-
zahlen ersichtlich ist, der größere Umfang jeder der vier Ausstellungen gegenüber; keine,
die nicht zum mindesten mit der Beanspruchung der Räume der graphischen Sammlung,
über die sonst allein den wechselnden Ausstellungen vorbehaltenen sechs Oberlichtsäle des
ersten Stockwerkes hinausgegriffen hätte. Für die beiden Sommer-Ausstellungen wurden der
ganze Altbau des Kunsthauses von 1910 und der Neubau von 1925 zur Verfügung gestellt,
im ganzen 40 Säle und Galerien. So erscheinen die vier Ausstellungen des Jahres mit einer
Gesamtzahl von 779 Ausstellern und 2370 Werken; gegenüber 2695 Werken von 148 Künet-
lern in den 11 Ausstellungen von 1938.
Aus den wechselnden Themen der vier Ausstellungen ergaben sich mit den ver-
schiedenen Angriffspunkten und Ausgangsstellungen auch ganz verschiedene Formen
der Organisation und Methode. Die Delacroix-Ausstellung war vorzugsweise auf
das Entgegenkommen der französischen Museen und Sammler angewiesen, bei denen der
bewährte Freund des Kunsthauses, Herr Charles Montag, erfolgreicher Fürsprecher war.
Die erste der beiden großen schweizerischen Ausstellungen mit dem Programm einer Dar-
stellung der Beziehungen unseres Landes zur bildenden Kunst, von deren (der Bezie-
hungen) Anfängen bis an die Schwelle der Gegenwart, mußte von den Gesamtbeständen
der in der Schweiz und im Ausland erhaltenen Denkmäler aus zwei Jahrtausenden aus-
gehen, mit zielbewußter, weit ausgreifender Vorarbeit und besonders ausgedehntem und
intensivem Briefwechsel. Für diese Ausstellung wurde das Büro des Kunsthauses vom De-
zember 1938 bis Ende Mai 1939 erweitert mit Beiziehung von Herrn Dr. Hermann Holder-
egger, dessen Mitarbeit bei der Feststellung und Einreihung der Denkmäler sehr wertvoll
war. Bei der zweiten Ausstellung Zeichnen, Malen, Formen stellte sich die Aufgabe ähn-
lich für das 20. Jahrhundert, doch stand hier der Verkehr mit den Künstlern im Vorder-
grund. In der Jahresendausstellung der Zürcher Künstler, die schon unter den Hemmungen
und Drohungen des neuen Krieges stattfand, wurde zur Aufmunterung der Kauflust die
Neuerung eingeführt, daß jeder Liebhaber die Freiheit erhielt, das von ihm gewählte Werk
gleich von der Wand weg mit. zu nehmen. Die Ausstellung war so geordnet worden, daß
für verkaufte Werke eine ansehnliche Zahl als sofort verwendbarer Ersatz bereit standen.