J Jahresbericht 1940 der Zürcher Kunstgesellschaft - Sammlung Im Dezember 1939 hatten die Sammlungsbestände in durchgreifender Neugruppierung nach dreivierteljähriger Magazinierung wegen der beiden Ausstellungen Zeichnen Malen Formen I und II wieder zugänglich gemacht werden können. Nach kurzen Monaten mußten im Frühjahr 1940 die Säle neuerdings geleert werden, als sich die Notwendigkeit ergab, ihren Inhalt in sicheren Gewahrsam zu bringen. Gegen Ende des Jahres zeigte sich die Möglichkeit, in den leer stehenden Räumen einen Teil der vorher während längerer Zeit im Kunstmuseum Bern gezeigten Sammlung Oskar Reinhart sichtbar zu machen. In dankbarer Würdigung des Entgegenkommens von Herrn Dr. Reinhart beeilte sich die Kunstgesellschaft, die dafür in Betracht kommenden Sammlungsräume des zweiten Stockwerkes neu herrichten und die Loggia verkleiden und bespannen zu lassen. Die einzigartige Ausstellung der alten Meister und der französischen Maler des 19. Jahrhunderts konnte noch am 21. Dezember eröffnet werden, als verheißungs- voller Auftakt zu der weit und tief greifenden Auswirkung, die das neue Jahr bringen sollte, für die Sammlung des Kunsthauses nicht zum wenigsten damit, daß sie eindring- lich und nachdrücklich neue Maßstäbe für künstlerisches Niveau vermittelte. Der Ausbau der Sammlung erlitt auch unter den außergewöhnlichen Verhältnissen keine Unterbrechung. An den Ankäufen haben Skulptur, Zeichnung und Druckgraphik nicht weniger starken Anteil als die Malerei. Neben die aus den Mitteln des Legates Armin Honegger erworbene Kreuzigung eines «Cavallinesken» Meisters von Rimini aus dem frühen 14. Jahrhundert und das Bildnis Pierre Loti des Douanier Rousseau stellen sich drei Skulpturen, ein Frauentorso in Bronze von Wilhelm Lehmbruck, der «Kleine Schläfer» in Stein von Fritz Wotruba und das Steinrelief «Bacchus>» von Marino Marini aus der Ausstellung Italienische Maler und Bildhauer der Gegenwart vom Winter 1940/41. Mit der Erwerbung der Sammlung P. H. in Zürich von Zeichnungen und Handschriften von Johann Heinrich Füßli gelang es nach mehrjähriger Vorarbeit, im Zusammenwirken der Zürcher Kunstgesellschaft, der Vereinigung für Zeichnende Kunst in Zürich und der Eidgenössischen Kommission der Gottfried Keller-Stiftung für die Vaterstadt des Künstlers die dritte große Sammlung von Zeichnungen seiner Hand zu sichern, nachdem 1914 an der Auktion Boerner in Leipzig aus der Hamburger Sammlung Arnold Otto Meyer ansehnliche Bestände des Nachlasses der Baroness North, einer englischen Freundin von Füßli, und 1939 mit der Sammlung P. Ganz durch Ankauf und Schenkung des Eigentümers weitere Teile jener größten englischen Füßli-Sammlung nach Zürich gelangt waren. Der durch das Kunsthaus mit einem verdankenswerten Beitrag der Zürcher Regierung in der Höhe von Fr. 2000.— erworbene Anteil an der Sammlung P. H. umfaßt 174 einzelne Zeichnungen, 108 Blätter eines Studienbandes, 55 Kupferstiche nach Gemälden des Künstlers und 438 handschriftliche Blätter mit Dichtungen, Briefen, Vorlesungskonzepten; die Vereinigung für Zeichnende Kunst in Zürich erwarb zehn Blätter, meist Frauenköpfe, um sie. dem Kunsthaus zu schenken, die Gottfried KellerStiftung zehn große Kompositionen und fünf kleinere Blätter, die der Sammlung als Leihgabe überwiesen wurden. Von Vincent van Gogh erwarb das Kunsthaus eine Rohrfederzeichnung «La route de Tarascon», Nr. 1502 des Oeuvre-Kataloges van Gogh von J. B. de la Faille; von Fritz Pauli fünf Studien in Kreidezeichnung zu den Wandgemälden für das Antonierhaus in Bern.