30 Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft m IL. Zur Projektskizze im Neujahrsblatt bemerkt eine Fußnote: «Diese Studien sind durch Abänderungen der Baulinien überholt.» Es war ein Axiom des unvergessenen Alfred Rütschi, daß mit aller Kraft darauf Bedacht zu nehmen sei, das von Rämistraße-Heimplatz-Hirschengraben umgrenzte, nur von der schmalen Krautgartengasse durchschnittene Areal im ganzen Umfang und auf alle Zeiten für die fernere Entwicklung des Kunsthauses frei zu halten und, wo nötig, frei zu machen als zürcherische «Kunstinsel». Von Seiten der städtischen Behörde, im besondern von Herrn Stadtpräsident Dr. E. Klöti, wurde diese durch die Organe des Kunsthauses vor der Behörde vertretene Idee als fruchtbar und wertvoll anerkannt und als Programm über- nommen. Auf diesem Weg erwarb zum Beispiel die Stadt im Februar 1931 die beiden großen Häuser «Lindengarten>» am Hirschengraben und «Lindenhof» an der Krautgarten- yasse, oder im Oktober 1940 die Gruppe kleinerer Bauten am Hirschengraben gegenüber der Toblerschen Liegenschaft an der Winkelwiese. In dem Jahrzehnt vor 1940 gerieten für die Zukunftsfragen des Kunsthauses entscheidende Momente in Fluß, und es schien geboten, die Situation zu nützen, bevor sie wieder erstarrte. An der Rämistraße hatte eine plötzliche Bodensenkung über dem Eisenbahntunnel, im März 1936, die Folge, daß wegen neu erstellter städtischer Tiefbauten für diesen Teil der Kunsthausliegenschaft ein Bauverbot erlassen werden mußte. Eine Erweiterung gegen Südosten längs der Rämistraße war damit unterbunden, während sie bisher als Möglich- keit wenigstens theoretisch bestanden hatte. Und auf der andern Seite war das Kunsthaus eingeschlossen und abgeriegelt durch die Baulinie der «verlängerten Kantonsschulstraße» zur geradlinigen Verbindung von Heimplatz und Hirschengraben über den städtischen Werkplatz längs der Nordwestfront von Altbau und Erweiterungsbau. Bei der Förderung der Projekte für den rechtsufrigen Altstadtdurchbruch hatte es sich aber von Anfang an gezeigt, daß in die Neuordnung des Obmannamtsareals auch der Heimplatz einbezogen werden mußte. Die Aufstellung und Bearbeitung der Vorschläge für die neuen Baulinien von der Bahnhofbrücke bis zum Heimplatz, die von 1930 an in ihre entscheidenden Phasen eintrat, lag beim Chef des städtischen Bebauungs- und Quartierplanbüro, Konrad Hippenmeyer. Im Sommer 1938 ermächtigte der Stadtpräsident den Direktor des Kunsthauses zur Einreichung einer Skizze zum Bauprogramm für eine zweite Kunsthauserweiterung, im Hinblick auf einen allfälligen Ideenwettbewerb für den Ausbau von Kunsthaus und Heim- platz. Mit dem Einverständnis des Stadtpräsidenten hatte der Direktor schon vorher die Verbindung mit dem Chef des Bebauungsplanbüro aufgenommen und bei ihm für die Kunsthausfragen unmittelbares, lebhaftestes Interesse und Verständnis gefunden. Be- sprechungen und Briefwechsel hielten durch die Jahre hindurch die Fühlung aufrecht. In einem letzten Brief vom 8. Januar 1940 durfte der Direktor seine Freude darüber aus- sprechen, daß in der Weisung des Stadtrates an den Gemeinderat über die Bebauungs- planfrage zwischen Mühlegasse und Heimplatz mit der Aufhebung der verlängerten Kan- tonsschulstraße und der Verbreiterung und Neuorganisation des Heimplatzes die Voraus- zetzungen für eine gute Ausgestaltung des Kunsthauses und seines ganzen Areals gewähr- leistet seien, so daß nur noch dafür zu sorgen sei, daß möglichst bald mit dem erweiterten Kunsthaus «die nördliche Platzwand» zustande komme. Am 10. April 1940 verschied Konrad Hippenmeyer nach langer Krankheit.